Rezension

London im 19. Jahrhundert

Das Haus in der Half Moon Street -

Das Haus in der Half Moon Street
von Alex Reeve

Bewertet mit 4 Sternen

Leo Stanhope, wohnhaft im viktorianischen London, bewahrt ein Geheimnis, das ihn in Gefängnis bringt, wenn es an die Öffentlichkeit gerät. Schon mit 15 Jahren verliess er die Enge seines Elternhauses, um vor allem den Moralvorstellungen seines strenggläubigen Vaters zu entkommen. Seitdem befindet sich sein Seelenleben fast in ständiger Aufruhr und der Leser nimmt ausführlich daran teil.
Es gibt nur einige wenige Menschen, denen er sich geöffnet hat. Vor allem seiner großen Liebe Maria schenkt er sein vollstes Vertrauen. Sie ist eine Prostituierte. Leider wird sie ermordet. 
Leo will mit allen Mitteln die Hintergründe aufklären. Er dringt tief in die Machenschaften des Hurenhauses ein, in dem Maria beschäftigt war, stöbert ihre Freier auf und stößt immer wieder an seine Grenzen, ohne der Auflösung näher zu kommen.
Diese ist tatsächlich sehr überraschend. Doch vor der Aufklärung erfährt der Leser viel über die sozialen Missstände im 19. Jahrhundert, über die Zustände in den Gefängnissen und über die vorherrschenden Moralvorstellungen. 
Ich denke, genau das darzustellen war mit eines der Hauptanliegen des Autors, das er in die Rahmenhandlung eines Kriminalfalls verpackt hat. Der Plot selbst ist nämlich eher gemächlich zu nennen, auch wenn man natürlich auf den eigentlichen Tathergang gespannt ist.
Mir jedenfalls hat die Erzählweise von Alex Reeve gut gefallen.
Noch besser hat mir die Sprecherin des Hörbuchs, Viola Müller, gefallen, die mit feinsten Nuancen jeder Person ihren eigenen Charakter gibt und äußerst einfühlsam die Stimmung in den Dialogen einfängt.