Rezension

Ludwig Thomas Erbe

Das Ludwig Thoma Komplott - Sabine Vöhringer

Das Ludwig Thoma Komplott
von Sabine Vöhringer

Bewertet mit 5 Sternen

Im Nachlass ihres Großvaters entdeckt die junge Verlegerin Julia Frey ein Manuskript des im August 1921 in Tegernsee verstorbenen deutschen Schriftstellers Ludwig Thoma. Hierin findet sie Hinweise auf den Täter der Prostituiertenmorde in den 1960er Jahren. Kann die Veröffentlichung des Manuskriptes den Untergang ihres kleinen Verlages retten? Sie will die ihr vorliegenden Seiten zuerst ihrem langjährigen Freund Kommissar Tom Perlinger zeigen. Auf dem Weg zu ihm, wird sie auf offener Straße hinterrücks erschossen.

Zusammen mit seinen Mitarbeitern Jessica Starke und Korbinian Mayrhofer nimmt Perlinger die Suche nach dem Mörder auf. Dabei werden sie mit immer neuen Fragen konfrontiert und die Ermittlungen führen sie zurück bis in die 1920er und frühen 60er Jahre.

 

Sabine Vöhringer legt uns mit diesem Buch den 2. Band zur Krimireihe um den charismatischen Münchner Kommissar Tom Perlinger vor, den man aber auch sehr gut ohne die Vorkenntnisse des ersten Buches "Die Montez-Juwelen" lesen kann.

Ich liebe diese Fälle, die in meinem München gesettet sind. Zusammen mit den Kommissaren bin ich in der Sendlingerstraße und deren Umgebung unterwegs, habe alles vor Augen und bin nicht nur mit dabei, sondern fühle mich sofort mitten hinein gezogen in die Ermittlungen und diesen einmaligen Fall.

Drei Wochen vor dem Mord an Julia Frey versucht Claas Buchowsky, den ich im ersten Band kennengelernt habe, seinen ehemaligen Freund und Partner Tom Perlinger zu erschießen. Gut, dass er das nicht schafft. Claas wird später noch gebraucht.

Ab November 2017 muss ich mich dann mit dem Anschlag auf Julia, mit Ludwig Thoma und seinem bisher unentdeckten Werk, mit den Vorbereitungen zu den Olympischen Spiele 1972, mit der Russenmafia, mit dem Freundeskreis um Tom, der keiner mehr zu sein scheint, mit einem Drogenproblem, mit einem Cold Case aus den Mitte 60er Jahren, mit dem Verbleib eines kleinen Hundes, und mit Immobilienspekulationen befassen. Puh – so viele einzelne Fäden, die sich aber gaaanz langsam miteinander verweben, bis sich schließlich aus den vielen kleinen Puzzleteilen ein großes Ganzes und die Auflösung ergibt. Aber bis dahin ist es ein langer spannungsbeladener Weg.

Damit sich auch Nicht-Münchner sofort in der Stadt und den den Handlungsorten zurechtfinden, finde ich in der hinteren Umschlagklappe einen Plan, der mich leitet. Wie es sich für einen Lokalkrimi gehört, beschreibt die Autorin die Plätze der Handlung und deren Umgebung so detailgetreu, mit viel Liebe und augenscheinlich, dass ich beim Lesen alles vor mir sehe. Ich erfahre einiges über meine allerliebste kleine Asamkirche, über Ludwig Thoma und sein Werk "Der Münchner im Himmel". Ich denke, man merkt beim Lesen, dass Sabine Vöhringer unsere Landeshauptstadt genau so sehr liebt wie ich.

Auch die Personen, die hier handeln, und das sind doch wieder einige, habe ich beim Lesen sehr bildlich vor Augen, da sie mit ihrem Aussehen, ihren verschiedenen Charaktären und ihren Eigenheiten unverwechselbar beschrieben sind. Mein Kopfkino war jedenfalls von Anfang an stark gefordert.

Die Geschichte, die sich die Autorin diesmal ausgedacht hat, hat mich von Anfang an gefesselt. Ich habe sehr gut miträtseln können, hatte immer wieder eine Lösung für mich parat. Es hat dennoch bis kurz vor dem großen Showdown gedauert, bis auch ich durchblickt habe, wie hier alles gelaufen ist. Der Spannungsbogen steigt gleich am Anfang stetig an und wird durch Perspektivwechsel und Wendungen, die man so nicht erwartet, gleich straff gespannt und hoch gehalten.

Ich fand es sehr unterhaltsam wieder ein paar spannende und sehr interessante Lesestunden mit Protagonisten zusammen zu sein, die ich wieder etwas näher kennengelernt habe. Ich werde Tom, Christl und seinen Bruder Max vom Hackerhaus, Jessica und Mayrhofer von der Kripo und auch Claas vermissen.