Rezension

Märchenhaft tough

Die vierte Braut - Julianna Grohe

Die vierte Braut
von Julianna Grohe

Inhalt

Auf Wondringham Castle findet eine riesige Brautschau mit vielen Prüfungen statt. Unzählige junge Damen aus allen Teilen des Landes kommen zum Schloss, um die Gunst eines der vier Prinzen zu erlangen. Aber die junge Gouvernante Mayrin Barnaby, die durch unglückliche Umstände ebenfalls dorthin gerät, will gar keinen Königssohn heiraten, sondern nur schnellstmöglich zurück nach Hause. Dort warten ihre beiden jüngeren Geschwister auf sie, für die sie verantwortlich ist. Als jedoch der charismatische Hauptmann dafür sorgt, dass Mayrin bleiben kann, beginnt ein aufregendes Abenteuer voller Leidenschaft und Intrigen. (Klappentext)

Meine Meinung

Mit “Die vierte Braut” gelingt es Julianna Grohe, das Märchen um Cinderella/Aschenputtel neu aufzulegen. Zwar fehlen einige typische Protagonisten, wie die bösen Stiefschwestern, doch diese ersetzt sie nahezu nahtlos mit den Konkurentinnen um die Gunst der Prinzen.

Ich habe viel darüber nachgedacht, ob ich mir das Buch überhaupt zulege, da ich “Selection” von Kira Cass im Bücherregal stehen habe. Eine Buchreihe, die sich ähnlich vom Klappentext anmuten lässt wie dieses Buch. Andererseits bin ich ja, wie bereits erwähnt, ein totaler Fan von Märchenadaptionen. Da ich immer auch für die Bösen was übrig hatte und diese bei besagten Adaptionen gerne mal besser wegkommen. Im Fall von “Die vierte Braut” bleiben die Bösen die Bösen, obwohl man sich nicht immer sicher sein kann, wer genau das ist. Aber das macht ein gutes Buch ja bekanntlich aus. Und so ist der Urheber jener Streiche und dramatischen Wendungen im Buch nicht derjenige, der am offensichtlichsten ist. Ein deutlicher Pluspunkt für das Buch. Ob es nun mit “Selection” Ähnlichkeiten aufweist, ja, ich denke, da es um einen Wettkampf um die Gunst von Prinzen geht, aber mehr will und kann ich mich da nicht äußern, da die Werke von Kira Cass noch auf meinem SuB liegen. Wenn jedoch in wenigen Tagen der letzte Teil bei mir eintrudelt, werde ich anfangen zu lesen und dazu noch genaueres äußern.

Doch kommen wir wieder zum eigentlichen Buch.

Julianna Grohe schreibt fließend und sprachlich angenehm leicht, weshalb die Geschichte nur so dahinzufließen scheint. Schnell hat man hundert Seiten gelesen und fragt sich ernsthaft, wann das passiert sein soll. Aber es macht Spaß und so kommt es, dass ich nach anfänglichen Schwierigkeiten, weil mir die Zeit und Ruhe fehlten, fast das ganze Buch in einem Rutsch durchgelesen habe.

Nicht einen Augenblick lang kommt Langeweile auf. Die Handlung hat einen Höhepunkt nach dem nächsten, so dass eigentlich kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Andererseits ist es auch gut so. Der kontinuierliche Spannungsbogen wirkt trotz der Vielschichtigkeit durchgehend stimmig, wenig überzogen und macht wirklich Spaß.

Ich riss mir die Schuhe herunter und schleuderte sie wutentbrannt direkt vor die Füße der Prinzen. Mit einem Knall schlugen sie auf dem Parkett auf. Sie schlitterten Richtung Thron, bis ein Absatz direkt an den Schuh von Prinz Byron stieß. Die Prinzen fuhren zusammen. Exellenter Wurf!, dachte ich.
Ungläubige Gesichter starrten mir entgegen.
“Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit”, fauchte ich, knickste und stolzierte barfuß zum Ausgang, ohne ihre Reaktion abzuwarten. (Mayrin)

Mit Mayrin ist eine kleine wandelnde Zeitbombe, die mir oftmals aus der Seele sprach oder so reagierte, wie es jeder normale Mensch täte. Damit sticht sie heraus und fällt dem Leser und den Prinzen positiv auf, welche sich vor krampfhaft bemühten und um Aufmerksamkeit buhlenden Prinzessinenanwärterinnen kaum retten können. Hier ist einigen jedes Mittel recht, wogegen Mayrin eher impulsiv reagiert.

“Stürmischer Auftritt!”… “Jetzt verstehe ich, was Sie damit meinten, als Sie sagten, diese Schuhe wären Waffen.” (Hauptmann Kane)

Aber, ganz ehrlich, die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet, haben, auch wenn nicht gleich ersichtlich, eine Hintergrundgeschichte. Manchmal kleiner, manchmal größer.

Fazit

Ich habe es genossen, das Buch zu lesen, weil es Spaß gemacht hat. Mayrin scheint zwar zunächst schüchtern und zurückhaltend, ist dies aber gar nicht. Ihre Wutausbrüche waren amüsant und erfrischend, genau wie ihre bedingungslose Liebe zu ihren Geschwistern.

Die Geschichte ist gelungen neu umgesetzt und hat ein schönes aber modern angehauchtes Märchenfeeling verbreitet. Eindeutig ein Lieblingsbuch.