Rezension

Mäßig spannende Krimiunterhaltung mit einigen Schwachstellen

Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity -

Kommissarin Moll und die Tote aus der HafenCity
von Isabel Bernsmann

Bewertet mit 3 Sternen

Dieser zweite Band der Reihe um Kommissarin Moll ist definitiv nicht dafür geeignet, gelesen zu werden, wenn man Band 1 nicht kennt. Der Leseeinstieg war für mich recht holprig, denn es machte mir einige Mühe, mich zwischen den Protagonisten zurecht zu finden. Vielleicht hätte die Autorin ein wenig mehr Mühe aufwenden können, die wichtigen Personen für „Neuleser“ so darzustellen, dass man sich ein inneres Bild hätte machen können. Es gibt ja mehrere schreibtechnische Kniffe, dies zu tun, ohne den Erzählfluss zu stören.

Der Inhalt hier kurz angerissen: Hauptkommissarin Fredrica Moll kommt aus „vornehmem“ Haus. Sie ist Privilegien gewohnt und handelt stets eigenwillig ohne Rücksicht auf andere. Ihr Kollege Christian Lauterbach war wohl schon einmal Opfer dieser Rücksichtslosigkeit geworden, was die Zusammenarbeit durchaus belastet. Die beiden sollen eine Cold Case Unit aufbauen, eine langweilige Akten-Tätigkeit. Überraschend beauftragt sie der Chef, sich ganz konkret um den Fall einer nicht identifizierten Leiche kümmern, die vor sieben Jahren in einer Baugrube in der Hamburger HafenCity gefunden worden war. Es lassen sich keine Ansatzpunkte finden, um weiterzukommen. Doch Frederica mit ihren unkonventionellen Ideen bringt Überraschendes zu Tage.

Was mir gut gefällt, sind die Ortsbeschreibungen, auch wenn sie oftmals so klingen, als seien sie aus einem Reiseführer abgeschrieben worden. Auf jeden Fall machen die Beschreibungen Lust, einige der beschriebenen Stadtteile und Winkel selbst einmal zu entdecken. Was mir einerseits gefällt, ist aber auch gleichzeitig ein Negativum, denn diese Ortsinformationen werden oftmals handelnden Personen in den Mund gelegt, die dann monologartig im Gespräch mit Kollegen langatmig referieren. Überhaupt sind die Dialoge oftmals weit, weit weg von dem, wie sich Menschen im Berufsleben miteinander unterhalten. Dieses Redenhalten statt echter Dialoge lässt das Miteinander oftmals hölzern und langatmig wirken. Der Spannungsbogen ist mäßig, leider ahnt man sehr schnell die Lösung. Unnötige vielfache Wiederholungen wie der Griff in den Shopper, der Griff nach Gummibärchen usw. nervt. Was jedoch jemanden „vom Fach“ wirklich aufregt, ist die Neigung der Autorin, mit psychiatrischen Diagnosen und fragwürdigen psychologischen Deutungen um sich zu werfen. Unnötig und vor allen Dingen oftmals nicht richtig.

Fazit: Der zweite Band einer Kriminalromanreihe, der mit guten Ortsbeschreibungen und mäßiger Spannung aufwartet. Für unkritische Leser sicher durchaus unterhaltsam zu lesen.