Rezension

Magisches Ideenmischmasch, das nicht überzeugen konnte

Auracle - Gina Rosati

Auracle
von Gina Rosati

INHALT

Anna hätte nie gedacht, dass ausgerechnet ihre Fähigkeit, sich astral zu projizieren, ihr je zum Verhängnis werden könnte. Sie liebt es, ihren Körper zu verlassen und an die schönsten Orte der Welt zu reisen – oder darüber hinaus. Doch nach einem Ausflug ist ihr der Weg zurück versperrt. Sie hat beobachtet, wie ihr Schulfreund Seth versucht, ein Mädchen zu retten. Doch die stürzt einen Wasserfall hinunter und statt ins Licht zu gehen, fährt Taylor in Annas Körper.
In ihrer Astralgestalt kann Anna nicht sprechen und bringt gerade einmal genug Kraft auf, Computertastaturen zu bewegen. Zum Glück ist da ihr bester Freund Rei, der ihre Fähigkeit kennt und der alles tut, um Taylor aus ihrem Körper zu vertreiben. Nur, wie soll er das anstellen? Wo die Taylor-Anna keine Mühe scheut, um Seth ins Gefängnis zu bringen?

MEINE MEINUNG

Ich bin nicht sicher, was ich erwartet habe, bevor ich Auracle aufgeschlagen habe. Die Geschichte, die ich gelesen habe, war es aber eher nicht. Vielleicht dachte ich, es ginge um zwei Seelen in einem Körper, doch so ist es nicht. Es geht um das Mädchen Anna, das ihren Körper verlassen und als Energiestrom durch die Welt reisen kann. Als eine Schulkameradin ums Leben kommt, findet sie ihren Körper besetzt vor und kann nicht mehr zurück. Es beginnt ein Kampf um Annas Körper und um Seth, den Taylor im Gefängnis sehen will – obwohl er unschuldig ist.

Obwohl ich diese Geschichte nicht erwartet habe, gefällt mir die Grundidee. Natürlich ist es nichts, was nicht in anderer Form schon einmal dagewesen ist. Dass Anna Auren erkennen kann, erinnert sehr an Evermore, Astralreisen gab es schon in vielen anderen Geschichten und den Kampf von zwei Seelen um einen Körper kenne ich aus Hexenfalle. Es ist eine Mischung als vielen bereits vorhandenen Geschichten, die Frage ist nur: Ist diese Mischung gelungen?
Ich weiß es nicht. In meinen Augen eher nicht. Es gab zu viel, dass ich als unstimmig empfunden habe und zu viele zähe Abschnitte. Angefangen bei Protagonistin Anna. Ich bin noch unschlüssig, ob sie mir sympathisch ist oder nicht. Sie ist eine dieser Figuren, die ihre Fähigkeiten unglaublich schnell kontrollieren und erweitern können und obwohl sie so stark sind, vor dem kleinsten Hindernis scheitern. Ein Beispiel: Auf der Polizeiwache bereitet es ihr keine Schwierigkeiten, stundenlang Kaffeetassen umzuschubsen und anderen Schabernack zu betreiben. Die Kraft, mehrere Sätze in eine Handytastatur, einzutippen hat sie jedoch nicht.
Die anderen Figuren bleiben alle sehr eintönig. Seth ist der aggressive Chaot, Taylor das skrupellose Biest und Rei der unglaublich verständnisvolle und fürsorgliche Soon-to-be Freund. Keiner beweist Mehrschichtigkeit und Faccettenreichtum.

Der Plot ist, ehrlich gesagt, lahm. Über 360 Seiten ziehen sich die Versuche, Seth‘ Unschuld zu beteuern und Taylor aus ihrem Körper zu vertreiben. Eine Bemühung nach der anderen scheitert, wobei ich nicht behaupten kann, dass sie es wirklich versuchen. Viele Passagen sind zäh und langatmig und drehen sich eigentlich immer um das gleiche: wie Taylor Annas Körper mit Percings und extremem Make-up verunstaltet und wie Anna merkt, wie sehr Rei vom Kindergartenfreund zum sexy Typen von Nebenan geworden ist. Die Auflösung am Ende ist denkbar simpel, das Ende vorhersehbar. Der Liebesgeschichte fehlt es eindeutig an Tiefgang und vor allem im letzten Drittel verlieren die Figuren Seth scheinbar völlig aus den Augen.

Sprachlich ist es sehr simpel, teilweise ziemlich holprig und eher für jüngere Leser geeignet. Anna versucht ihrer Ich-Perspektive durch typische Teenie-Sprüche und viele Flüche Ausdruck zu verleihen und reagiert an vielen Stellen unrealistisch. Manchmal viel zu extrem und an anderer Stelle, wenn es beispielsweise um die Piercings geht, die Taylor sich stechen lässt, reagiert sie nahezu gleichgültig. Unrealistisch ist auch, dass sie Taylor zwar ständig beobachtet, die vielen Gänge ins Kosmetik- und Piercingstudio aber nie mitbekommen hat.

Fazit: Magisches Ideenmischmasch, das in der Umsetzung noch arg holpert und mich leider nicht überzeugen konnte.

2,5 von 5 Punkten
Cover 1 Punkt, Idee ½ Punkt, Plot 0 Punkte, Figuren ½ Punkt, Sprache ½ Punkt
~*~ Bloomoon ~*~ 364 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-7607-8907-1 ~*~ Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag ~*~ 16,99€ ~*~ 5. Februar 2013 ~*~