Rezension

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Mary Scherpe erzählt ernst und authentisch, wie sie Jahrelanges, hartnäckiges stalking ertragen musste und wie sie damit umgegangen ist.

An jedem einzelnen Tag - Mary Scherpe

An jedem einzelnen Tag
von Mary Scherpe

Bewertet mit 4 Sternen

Mary Scherpe wird von einem verschmähten Liebhaber gestalkt.  Als Autorin von Stil in Berlin (Facebook), ihrem eigenem Blog verdient sie einen Großteil ihres Unterhaltes. In ihrem Fall wird deutlich, dass sie die Attacken nicht einfach ignorieren, oder sich einfach aus dem Internet zurückziehen kann, wie viele natürlich raten würden. Natürlich ist der Ratschlag erst mal nicht verkehrt, denn wir alle wissen, man sollte nie zu viel von sich im Internet preisgeben. Doch in der heutigen Zeit ist das Internet immer dabei und man kann es nicht einfach ignorieren. Auch wenn man manchen Dingen am Anfang nicht so viel Beachtung schenken sollte, denn oft ist es das, was ein Stalker antreibt. Er nimmt sich selbst am wichtigsten, wobei diese Personen irgendwie auch großes Mitleid verdienen. Versteht mich nicht falsch, ich bin dafür das jeder Stalker bestraft wird. Aber als mir damals etwas ähnliches, jedoch nicht so ausgedehntes passierte, bekam ich Mitleid mit dieser Person. Denn um ehrlich zu sein. Sie versuchen einen runterzuziehen, zu verunsichern, aber wenn man bedenkt, wie viel Zeit der dieser Mensch für sein stalking verwendet, muss es ein armseliges Leben sein, was dieser führt. Es kann auf keinen Fall interessant sein, wenn das des gestalkten anscheinend wichtiger ist, als das eigene. Bei Mary ist dies allerdings ein wenig schwieriger, sich einfach zurück zu ziehen und vielleicht eine Auszeit vom Internet zu nehmen, denn dies würde überhaupt nichts bringen. Der Täter hat ihre Handynummer und ihre Adresse. Jetzt könnten einige wieder fragen, warum man auch seine Adresse veröffentlicht. Gute Frage. Natürlich würde es keiner machen, wenn es heutzutage nicht die Pflicht wäre ein Impressum anzulegen, wenn man einen Blog führt. Selbst wenn wir dies außer Acht lassen würden. Der Täter kennt die Autorin persönlich, hatte ihre Adresse also auch so. Wenn Stalker einen terrorisieren mit Emails, Anrufen, Sms oder sogar damit, dass sie einem Auflauern, dann sollte man alles Dokumentieren und damit zur Polizei gehen. Wenn diese Dinge passieren, hat man das Gefühl paranoide Züge anzunehmen. Hinter jedem neuen Email, hinter jedem neuen „Freund“ vermutet man den Stalker. Auch neue Menschen lässt man kaum noch an sich ran, aus Angst, man könnte wieder an so eine Person geraten. Viele rechtliche Schritte halten die Täter nicht auf und man muss sich etwas anderes überlegen. Die Autorin hat sich dazu entschieden, alles zu veröffentlichen, was sie vom Täter bekommen hat und ich finde ihre Entscheidung war genau die Richtige! Menschen, die einem das Gefühl vermitteln wollen der stärkere zu sein und dich im Griff zu haben, werden ganz klein, wenn sie plötzlich im Mittelpunkt stehen und merken, dass die Aufmerksamkeit, die sie ja eigentlich eingefordert haben, doch nicht so toll ist.  Es ist egal ob man berühmt ist, oder eine unbekannte Bloggerin, die Wirkung des stalkings ist das gleiche.  Stalkern muss viel deutlicher entgegengewirkt werden. Wie man bei Mary Scherpe gesehen hat, haben Anwälte und Beamte nicht viel ausrichten können. Natürlich ist es nicht deren Schuld. Die Gesetze müssen dementsprechend geändert werden. Es muss mehr Unterstützung für die Opfer geben und nicht mehr für die Täter. Gerade jetzt, wo es einem mit dem Internet so einfach gemacht wird.
Die Autorin hat sehr mitreißend beschrieben, was ihr alles wiederfahren ist und ich konnte richtig mitfühlen. Natürlich hat es sie mitgenommen, doch sie hat sich nicht unterkriegen lassen. Was mir nicht so gut gefiel war, dass sie ein  paar Hilfsmittel zur Verschleierung der Mails und Kurznachrichten Namentlich nannte. Es ist jedem klar, dass es solche Programme gibt, doch sollte man die nicht eher nicht erwähnen, anstatt ein paar noch Unwissenden ein paar Tipps zu geben, wie es ihnen noch einfacher gemacht wird?