Rezension

Mehr Bericht als Krimi

Gerecht ist nur der Tod - Judith Bergmann

Gerecht ist nur der Tod
von Judith Bergmann

Bewertet mit 2 Sternen

Ziemlich träge und trocken. Enttäuschend!

Das Buch:

Ich habe das Buch im Zuge eines Thriller-Events bei Lovelybooks gewonnen, wofür ich mich herzlich bedanke. Dieses ist das letzte der drei Bücher, das ich gelesen habe, worüber ich im Nachhinein betrachtet sehr froh bin. Zunächst kann ich sagen, dass dieses Buch bei weitem kein Thriller ist und auch der aufgedruckten Kategorie Kriminalroman wird das Buch nicht gerecht.

Worum geht’s?

In aller Öffentlichkeit wird ein Kölner Unternehmer erschossen, während er sich auf dem Weg zu seiner Trauung befindet. Die Psychologin Ina Reich soll das Ermittlerteam um Hauptkomissar Schellenberg begleiten und beobachten. Bis auf den Hauptkomissar scheint jedoch niemand Ina Reich willkommen zu heißen. Somit sind Konflikte innerhalb der eigenen Reihen vorprogrammiert.

Charaktere:

Ina Reich ist Psychologin, die mithilfe eines möglichst positiven Berichts das angekratzte Image der Kölner Polizei aufpolieren soll. Sie selbst ist jedoch ein Mensch mit vielen eigenen – vor allem alten, nicht aufgearbeiteten – Problemen und darüber hinaus tablettensüchtig. Die Autorin hat ihr wenig Ausstrahlung mitgegeben, weshalb ich sie nicht wirklich sympathisch finde. Eher erscheint sie mir gefangen in ihrer eigenen Welt.

Hauptkomissar Schellenberg – auch nicht frei von privaten Problemen – ist da schon sympathischer. Streckenweise hatte ich jedoch das Gefühl, dass er mehr ein Lehrer für seine Kollegin Bulut, die zudem scheinbar auch noch in ihn verliebt ist, denn ihr Vorgesetzter ist. Und entweder wollte er den Umstand ihrer Verliebtheit nicht sehen oder er war tatsächlich eher blind – Buluts Eifersucht war allerdings unübersehbar.

Bulut ist mir in ihrer ständigen Ablehnung gegen alles und ihrem permanenten Misstrauen gehörig auf die Nerven gegangen. Klar ein Rebell passt schon ganz gut in einen Krimi, aber irgendwie war Bulut mir zu wenig subtil in ihren Verhaltensweisen. Eher ruppig und vordergründig – ein Mensch, dem ich im wahren Leben auch nicht unbedingt begegnen möchte.

Schreibstil:

Zitat S. 67 „Ich bin nur Zuschauerin in dieser Ermittlung.“ Genau diesen Eindruck hatte ich beim Lesen leider auch. In der Ich-Form erzählt hatte ich über lange Strecken das Gefühl einen Bericht zu lesen. Dialoge sind eher Mangelware, weshalb mir die Geschichte ziemlich zäh erscheint. Die Idee des Buches fand ich anfänglich gut – jemand Außenstehendes taucht in die Polizeiarbeit ein. Die Autorin konnte mich mit dieser Art zu schreiben leider nicht mitreißen, denn ich mag Geschichten, in die ich eintauchen kann, bei denen ich das Gefühl habe, mitten drin zu sein. Hier fühlte ich mich stets außen vor geblieben.

Darüber hinaus hatte ich immer öfter das Gefühl, dass die eigentliche Ermittlung und die Auswirkung der Geschehnisse auf die Ermittler in den Hintergrund rückten. Viel intensiver wurde das zwischenmenschliche Miteinander im Team um Schellenberg beleuchtet. Daher hatte die Geschichte in ihrem Fortgang für mich auch immer weniger den Charakter eines Krimis.

Ich hatte ich mich auch oder gerade wegen der Anmerkung, dass hinter Judith Bergmann eine Bestseller-Autorin stecke, auf einen guten, spannenden Krimi gefreut. Diese Erwartung wurde leider nicht erfüllt.

Fazit:

Es passiert mir wirklich selten, dass ich zu einem Buch so wenig zu sagen weiß. Empfehlen kann ich es nicht. 2 Sterne