Rezension

Mehr POESIE als PIRATERIE

Silver - Andrew Motion

Silver
von Andrew Motion

Bewertet mit 5 Sternen

Jim Hawkins ist es leid, im Wirtshaus seines Vaters zu arbeiten und dessen immer wiederholenden Piraten-Geschichten zuzuhören. Abwechslung findet er nur auf seinen Streifzügen durch die Marschlandschaft. Sein Leben ändert sich schlagartig, als die Tochter des legendären Piraten Long John Silver bei ihm auftaucht und ihn zu einem Abenteuer mit ungeahntem Ausgang für sein weiteres Leben überredet. Auf dem Schiff Nightingale segeln sie ihrem Schicksal entgegen.

Andrew Motion knüpft mit seinem Roman an den weltberühmten Piratenroman "Die Schatzinsel" von Stevenson an.
Sich diesem Thema zu widmen ist allein schon eine große Herausforderung und schürt bei dem Leser im voraus eine Erwartungshaltung.

So ist dann auch die Freude groß, gleich bekannten Namen wie Jim Hawkins und Long John Silver zu begegnen. Alte Bekannte, die doch gar nichts mehr mit den Helden früherer Zeiten zu tun haben. Das Alter hat sie arg gebeutelt und auch ihre ruhmreichen Tage liegen lange hinter ihnen.
Die Jugend soll es richten und so starten die Kinder der alten Helden Jim und Natty auf eine Reise ins Ungewisse.
Doch damit enden auch schon die Parallelen zum Klassiker.

Wer auf "15 Mann auf des toten Manns Kiste" - Piratengegröle hofft, wird enttäuscht werden.
Hier geht es eher um leise, feine Töne.
Lyrische Gedanken des Protagonisten bilden die Grundlage für die im Nachhinein erzählten Geschehnisse. Der Rahmen der Handlung - wie z.B. die Flora und Fauna der Schatzinsel, ist manchmal interessanter als das Entdecken der Inselbewohner und deren Greueltaten.
Wer sich auf den Schreibstil einläßt und sich von der alten Geschichte ein Stück weit entfernen kann, wird viele schöne Momente in diesem Buch entdecken können.
Piratenfans werden allerdings sicherlich enttäuscht werden.

Eine Leseempfehlung für alle, die sich von der Sprache verzaubern lassen wollen.