Rezension

Neuinterpretation

Silver - Andrew Motion

Silver
von Andrew Motion

Bewertet mit 4 Sternen

Inzwischen ist Jim Hawkins dem Kindesalter entwachsen. Sein Vater, der damals das Abenteuer auf der Schatzinsel erlebte, lebt nach dem Tod von Jims Mutter so vor sich hin. Jim kann sich nicht vorstellen, dass er einmal unter der Fuchtel seines Vaters die Schenke weiterführen soll. Ihm kommt es daher sehr gelegen als Natty, die etwa in seinem Alter ist, im wahrsten Sinne des Wortes bei ihm vorbei schippert und ihn quasi entführt. John Silvers Tochter nimmt John mit nach London, seine Begegnung mit Long John Silver ist zwar unheimlich, doch Jims Abenteuerlust ist geweckt. Eine Mannschaft gibt es schon und ein Schiff auch, Natty und Jim machen sich erneut auf den Weg zur Schatzinsel.
Sehr gelungen ist diese Fortsetzung des Klassikers von Robert Louis Stevenson, dessen Geschichte wohl fast jeder kennt. Bezüge zum Original sind vorprogrammiert, doch da Jims Abenteuer allein schon zeitlich etliche Jahre später angesiedelt sind, handelt es sich bei dieser Neuinterpretation nicht um einen billigen Abklatsch. Nein, Bekanntes wird hier sehr schön mit Unbekanntem verwoben, so dass doch eine neue Story zustande kommt, die den Leser zu unterhalten weiß. Mit Phantasie begabt erzählt Jim von dem Abenteuer seines Lebens. Seine Worte sprechen von großen Empfindungen und Eindrücken, die Schilderungen von Erlebnissen, Natur und Menschen drücken große Detailverliebtheit aus. Ein Buch der heutigen Zeit hervorragend in die Vergangenheit, in der die Handlung angesiedelt ist, hineingeschrieben.