Rezension

Meine-Leseüberraschung des Monats

Melina und die vergessene Magie - Susanne Mittag

Melina und die vergessene Magie
von Susanne Mittag

*Worum geht's?*
Melina muss aufgrund eines Umzugs in eine neue Klasse. Als wäre das nicht schlimm genug, verrät ihr neuer Klassenlehrer ihren Mitschülern, dass sie in ihrer alten Heimat Frankfurt einen Schreibwettbewerb gewonnen hat. Zumindest bei Klassenzicke Lisa scheint ihr Schicksal als Streberin besiegelt. Lisa stellt Melina eine Mutprobe, damit sie sich die Akzeptanz der Klasse verdienen kann: Sie soll in den dunklen Schulkeller, indem vor zehn Jahren ein Mädchen verschwunden ist. Natürlich nimmt Melina diese Herausforderung an und läuft damit direkt in Lisas Falle, denn kurz darauf ist die Tür nach draußen verschlossen. Verzweifelt sucht sie einen Ausweg und findet ein helles Fenster. Beim Versuch, hinaufzuklettern, wird sie plötzlich von einem trollähnlichen Wesen in das mysteriöse Land Lamunee gezogen, das von den Feuerzauberern bedroht wird. Ein großes Abenteuer beginnt, und Melina muss für die Freiheit Lamunees kämpfen. Es ist ihre einzige Chance, um zurück in die Menschenwelt zu gelangen. Erst als es fast zu spät ist, bemerkt Melina, dass sie eine ungewöhnliche, längst vergessene Magie beherrscht, die über Lamunees Schicksal entscheiden wird.

*Kaufgrund:*
Das Cover ist mir beim Stöbern ins Auge gefallen und hat mich an "Coraline" und "Ghostgirl" erinnert. Da die beiden Bücher mir sehr gut gefallen haben, wollte ich "Melina und die vergessene Magie" sofort lesen!

*Meine Meinung:*
Vor dem Lesen habe ich erwartet, dass die Geschichte sehr kindlich ist und sich völlig auf Melinas Eingliederung in die Klasse spezialisiert. Wie nur allzu oft in der letzten Zeit, hat mich auch dieses Buch völlig vom Gegenteil überzeugt. Der Schreibstil ist das Einzige, das man "kindlich" nennen kann, obwohl es für mich der falsche Ausdruck ist. Susanne Mittag schreibt sehr leicht und flüssig, beschreibt die Situationen und Umgebungen bildhaft, aber ohne überladene Ausschwünge, sodass man an keiner Stelle der Geschichte ins Stocken gerät und der Lesefluss von der ersten bis zur letzten Seite garantiert ist. Es ist also sowohl an jüngere Leser, die sich oft bei detailreichen Schilderungen langweilen, als auch an Fantasie-begeisterte Ältere empfehlenswert.

Die wundervolle Geschichte, die sich Mittag für ihre Protagonistin Melina ausgedacht hat, hat mich absolut begeistert, in den Bann gezogen und umgehauen. Ich könnte ewig mit diesen Schwärmereien weitermachen, aber ich sollte lieber damit aufhören und zum wichtigen Teil kommen: Wieso ist "Melina und die vergessene Magie" so faszinierend? Auch wenn ich es zunächst anders erwartet hatte, so beschäftigt sich das Buch nur wenig mit Melinas Integration in die Klassengemeinschaft. Bereits nach dem ersten Kapitel beginnt ihre Reise durch das mystische Lamunee. Man merkt dieser Welt augenblicklich an, wie viel Liebe und Mühe die Autorin in sie gesteckt hat. Es gibt fast nur neue phantastische Wesen, keine billigen Abkupferungen. Natürlich gibt es ein paar Parallelen, aber heutzutage ist es wohl kaum noch möglich, eine solche Welt komplett neu zu erfinden.

Nicht nur die Welt Lamunee hat mir super gut gefallen, auch die Charaktere fand ich klasse! Protagonistin Mina ist jedem Buchliebhaber sofort sympathisch und man schließt sie sofort ins Herz. Für ein Buch, dass die volle Punktzahl erreichen will, ist so ein Aspekt entscheidend. Erst dann, wenn man mit der Hauptfigur mitfühlen kann und man mitfiebert, kann einen die Geschichte wirklich mitreißen - und das hat Mittag mit Melina auf jeden Fall geschafft. Die junge Protagonistin ist entwickelt sich trotz ihrer jungen Jahre enorm: Aus dem schüchternen Mädchen, dass sich nichtmal seiner Klasse vorstellen will, wird eine mutige und selbstbewusste Kämpferin, die alles in ihrer Macht stehende versucht, um Lamunee zu retten. Ich war sehr froh und erleichtert, dass sie keine nervtötenden Allüren an sich hatte, obwohl es bei ihren dreizehn Jahren durchaus zu erwarten gewesen wäre. Gerade deshalb wirkt Melina sehr reif für ihr Alter. Ich hätte sie älter geschätzt, wenn keine Altersangabe angegeben wäre.

Auch die Nebenfiguren sind großartig ausgearbeitet. Besonders gefallen hat mir, dass es eben nicht beim bloßen "Nebencharakter-Dasein" blieb. Melinas neue Freunde Tenn und Erel sind viel tiefgründiger, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Wer am Anfang denkt, sie wären ein bloßes Anhängsel, damit Melina ihre Reise nicht allein durchstehen muss, irrt und wird im Geschichtsverlauf eines besseren belehrt werden. Es gibt viele unerwartete Wendungen, die nicht nur die Handlung, sondern auch die Charaktere spannender gestalten.

*Cover:*
Wie bereits erwähnt, hat mich das Cover sehr an "Coraline" und "Ghostgirl" erinnert. Ich finde es einfach nur zuckersüß und absolut verzaubernd! Bin ich die Einzige, die findet, dass das Haus im Hintergrund so aussieht wie Coralines Haus im Film?

*Fazit:*
Der enorme Ideenreichtum hat es mir wirklich angetan. Charaktere, Geschichte, Umgebung - einfach alles hat gestimmt. Ich würde es an alle empfehlen, die ihren gefallen an dem ersten Teil der "Tintenherz"-Trilogie gefunden haben. Auch wenn die beiden Bücher kaum Gemeinsamkeiten haben, so ist die Atmosphäre doch ähnlich. Bitte nicht von der Altersempfehlung (ab 10Jahren) abschrecken lassen! "Melina und die vergessene Magie" ist mein Überraschungs-Buch im Februar, deswegen vergebe ich volle 5 Sterne.