Rezension

Mich hat es sehr, sehr berührt!

The Chances We Take -

The Chances We Take
von Maya Hughes

Bewertet mit 4.5 Sternen

Achtung: Band 3 einer Reihe! In sich abgeschlossen, aber mit Überschneidungen!

 

Triggerwarnung: Bodyshaming, Hass im Internet, toxische Beziehungen im familiären Umfeld!

 

 

Jules ist schon lange in ihren Nachbarn Berk verliebt, doch er ist ein erfolgreicher Football-Spieler an ihrem College und sie ein Niemand. Zudem hat Jules große Probleme mit dem Selbstwertgefühl und ihrem Körper, nachdem ihr ihr Leben lang Komplexe eingeredet wurden. Sie hält es für unmöglich, dass Berk Interesse haben könnte, ihr Therapeut ermutigt sie aber, etwas zu wagen, also schreibt sie ihm betrunken einen heißen Brief – und er antwortet! Daraus entwickelte sich ein reger Austausch, bis Jules ihn beendete. Doch mittlerweile hat auch die „echte“ Jules immer mehr mit Berk zu tun und hat panische Angst, dass ihr Geheimnis auffliegen könnte, während Berk sich fragt, ob man sich zu zwei Frauen gleichzeitig hingezogen fühlen kann – seiner Brieffreundin und Jules.

 

 

Die Grundkonstellation klingt „typisch New Adult“, offensichtliche Probleme, die zu groß aufgebauscht werden, sodass es gleich nach Leben und Tod klingt, wenn man als Briefeschreiberin identifiziert würde. Doch so ist es nicht. Der Klappentext wird dem Buch nicht gerecht – kann er auch nicht, sonst wäre er um Einiges länger.

 

In diesem Buch geht es um einige sehr wichtige Themen und mich hat das Buch mehr als einmal zum Weinen gebracht, weil es einiges in mir wieder aufgewühlt hat.

 

Jules hat große Probleme mit ihrem Körper. Ihr Leben lang hat ihr ihre Mutter – unterstützt von ihrer großen Schwester – eingeredet, sie sei viel, viel, viel zu dick, habe keine Selbstkontrolle und würde sobald sie die Chance dazu bekäme, sich und ihre Familie lächerlich machen, indem sie wieder einmal etwas unbeschreiblich Peinliches täte. Bei jeder sich bietender Gelegenheit, verletzt sie Jules zutiefst und lässt sie spüren, dass sie von ihr nicht geliebt, vielleicht sogar gehasst wird. Sie ist wirklich schrecklich grausam zu ihr. Daher ist es kein Wunder, dass Jules sich für ihren Körper schämt und glaubt, niemand könne sie lieben oder ernsthaftes Interesse an ihr haben.

Sie hat mir so oft das Herz gebrochen.

 

Berk ist erfolgreicher Football-Spieler am College und auf dem besten Weg Profi zu werden. Doch in ihm steckt viel mehr. Hinter seinem heißen Äußeren steckt ein zutiefst verletztes Kind. Berk wuchs in Pflegefamilien auf und wurde immer wieder rausgeworfen oder zurückgegeben. Er erwartet jederzeit abgelehnt oder als nicht gut genug befunden zu werden. Das merkt man auch in seinem Verhalten. Er hält sich jederzeit bereit und das macht einen echt fertig, ebenso, wie seine Gedanken über sich selbst.

Berk verbringt einen großen Teil seiner Zeit damit, seine ehemalige Pflegeschwester, Alexis, die er einfach als seine Schwester ansieht, zu retten. Er sieht in ihr seine einzige Familie.

 

 

Fazit: Beide Jules und Berk haben mir das Herz gebrochen und das mehr als einmal. Ich konnte so gut mit ihnen mitfühlen und fand die Wendungen und das alles sehr glaubhaft. Klar hätte ich den einen oder anderen manchmal gern geschüttelt, aber bedenkt man ihren jeweiligen Hintergrund, ist ihr Verhalten wirklich nachvollziehbar.

Was mich allerdings gestört hat war, dass das Ende so abrupt kam und sich für mich „abgeschnitten“ angefühlt hat. Vieles ist für mich offengeblieben oder vielleicht eher „unfertig“. Da habe ich mich gefragt, wie es in dem Teilbereich der Handlung wohl weitergeht. Das lässt sich auch nicht mit dem noch ausstehenden Band 4 erklären, weil es da ja wieder um andere Protagonisten geht. Ich hätte mir gewünscht, dass man da noch mehr erfährt – ich kann euch leider nicht sagen, welche Bereiche ich meine, weil ich sonst spoilern würde.

 

Von mir bekommt das Buch trotzdem 4,5 Sterne, weil es mich sehr, sehr berührt hat.