Rezension

Mir gefällt es!

Kaputte Wörter? -

Kaputte Wörter?
von Matthias Heine

Bewertet mit 4 Sternen

Liefert vielfältige Informationen, vermittelt interessante Perspektiven und gibt Stoff zum Nachdenken. Trotzdem keine volle Punktzahl, weil...

Im Gegensatz zu meinen Vor"rednern" fand ich das Buch - für mich das erste dieses Autors - überaus unterhaltsam. Ein kunterbuntes Sammelsurium von Wörtern wird nach einer kurzen Einleitung in alphabetischer Reihenfolge seziert. Nehmen wir z. B. den Begriff "Fräulein" - in meiner Kindheit für unverheiratete Damen, egal, welchen Alters!, noch so gebräuchlich, dass ich mich, volljährig geworden, bei der Anrede "Frau Florinda" zunächst überrascht unwandte, in der Annahme, meine Mutter stehe hinter mir.

Zunächst wird in zwei Sätzen der "Ursprung" erläutert, dann der "Gebrauch" beschrieben, der hier vom Mittelalter bis zum "Fräuleinwunder" reichte. Der Abschnitt "Kritik" erwähnt eingangs einen Runderlass des 1972 von H. D. Genscher geführten Bundesinnenministeriums, wonach künftig jede weibliche Erwachsene "Frau" zu titulieren sei. Danach wird das vorhergegangene Hin und Her bzw. Für und Wider in Ost und West dargestellt, auf die bis heute noch übliche Bezeichnung "Frolleinchen" eingegangen und ein "Emma"-Beitrag von 2020 mit dem Titel "Fräuleins für Future" erwähnt, welchem zufolge noch etliche ledige 90ff-erinnen auf das "Fräulein" bestehen. Alles mMn rein neutral.

Unter "Einschätzung" gibt M. Heine abschließend seine eigene Meinung kund: Die Anrede "Fräulein" sei am Ende, denn der sprachlichen Gleichberechtigung der Frauen sei wenig entgegen zu setzen gewesen. Trotzdem verspüre er gelegentlich einen "Hauch von Bedauern", dass die deutsche Sprache dadurch eine weitere Nuancierungsmöglichkeit verlustig gegangen ist. Und dass dies zeige, dass der eheliche Status wohl an Bedeutung verloren habe. Was wiederum zu der leisen Hoffnung berechtige, dass jüngere Generationen von Eheskeptikerinnen den Begriff "Fräulein" selbstbewusst wieder für sich beanspruchen und so zu neuem Leben erwecken. Origineller Gedanke...

Weshalb das Buch von mir nicht die volle Punktzahl erhielt, liegt daran, dass ich mich - und das bei einem im Duden Verlag erschienenen Werk! - wieder einmal diverse Fehler ärgerten. (Drei von ihnen ärgerten mich so sehr, dass ich sie sogar notierte. Sollte ich den Zettel wieder finden, reiche ich sie hier nach!)

Kommentare

florinda kommentierte am 14. Januar 2023 um 14:20

Letzter Absatz 1. Satz enthält ein "ich" zuviel, sorry... Berichtigungszeitraum war wieder einmal zu kurz für mich, denn den Text kann ich wg meiner Keratokonuserkrankung leider erst nach der Speicherung richtig gut sehen.