Rezension

Mistwetter in Stimmungsvoll

Sommerwasser -

Sommerwasser
von Sarah Moss

Bewertet mit 5 Sternen

Ihren Urlaub hatten sich die diversen Bewohner der kleinen schottischen Feriensiedlung eigentlich anders vorgestellt. Unaufhörlicher Regen macht ihren Wander- und Badeplänen einen Strich durch die Rechnung. Zwar gehört Regen zu Schottland, aber einen so hartnäckigen haben selbst die erfahrensten Schottland-Urlauber noch nicht erlebt. Und so sitzen die Paare und Familien in ihren Blockhütten fest und versuchen das Beste daraus zu machen.

Sarah Moss schlüpft in diesem Buch von einer Person in die andere und zeichnet so ein gelungenes Bild der verschiedenen Familien und der Tatsache, dass man den Leuten immer nur vor den Kopf schauen kann. Das war manchmal traurig – beispielsweise wenn der kleine Junge seine offenbar depressive Mutter nur mit Samthandschuhen anfasst – manchmal erstaunlich witzig – wie in den Gedanken der jungen Frau beim Sex mit ihrem etwas klammernden Partner oder dem trockenen Humor der alten Dame  - und oft einfach nur stimmungsvoll: Die klammen Häuser, die tropfenden Bäume, der windgepeitschte See. Die eine erlebt das als gemütlich und heimelig, der andere als unerfreulich und trist. Und nebenbei unterhält uns Moss mit den großen Themen unseres Alltags. Elternschaft, Krankheit, Vorurteile, Sorgen und Liebe und welche großen Folgen manche Kleinigkeiten doch haben können.

Mir hat der Roman wieder sehr gut gefallen. Weniger düster als „Geisterwand“ aber ebenso einprägsam. Die Übersetzung von Nicole Seifert trifft genau den richtigen Ton. Die Story selbst war ruhig aber durch die wechselnden Perspektiven und dem hier und da versteckten trockenen Humor sehr unterhaltsam.

Ich fand „Sommerwasser“ wunderbar rund, lebensnah und stimmungsvoll. Ein toller Roman!