Rezension

Mit etwas Witz, etwas Charme und viel Kitsch

Rendezvous mit Lou - Fabienne Brouillard

Rendezvous mit Lou
von Fabienne Brouillard

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt
Der Sturz von Wolke 7 ist tief und schmerzhaft. Die grausame Erfahrung muss auch Lou machen, als ihr Geliebter (und Dozent) Olivier in aller Öffentlichkeit bekannt gibt, dass seine Noch-Frau (die er angeblich verlassen wollte) sein Kind erwartet. In Erinnerung bleibt den Gästen der Preisverleihung allerdings nicht die feierliche Bekanntgabe, sondern die irre Journalistikstudentin, die den werdenden Vater mit Petits Fours bewirft.
Um zu retten, was von ihrem Ruf und ihrer Würde noch zu retten ist, hat Lou genau eine Chance: Sie muss den medienscheuen IT-Magnaten Frédéric d’Arambault zu einem exklusiven Interview überreden. In ihrer Verzweiflung ist ihr fast jedes Mittel recht - und Frédéric weiß das schamlos auszunutzen.

Meine Meinung
Nach den ersten Seiten von "Rendezvous mit Lou" war ich ausgesprochen optimistisch, dass mir der Roman ein paar schöne Lesestunden bescheren würde. Das Einstiegsszenario war sehr gut gewählt und hat mich auch ein bisschen zum Schmunzeln gebracht. Protagonistin Lou verhält sich in Liebesdingen zwar ziemlich naiv (die Brille auf dem Cover scheint wohl rosarot zu sein ;-)), wovon ich eigentlich kein großer Fan bin. Aber ihr Temperament hat dieses Manko tatsächlich wieder wettgemacht. Ich mochte es, dass sie - sobald sie erst wieder klar sehen konnte - wenigstens nicht auf sich herumtrampeln lässt. Dank ihrem Esprit und ihrem Talent, sich in die Bredouille zu bringen, hat sie bei mir definitiv Sympathiepunkte gesammelt. Noch besser hätte ich es jedoch gefunden, wenn Fabienne Brouillard Lous Witz und Charme, den sie ohne Zweifel besitzt, noch etwas häufiger hervorgekitzelt hätte.
Gegenüber der zugrundeliegenden Story war ich relativ unvoreingenommen. Ich habe mich nicht daran gestört, dass "Rendezvous mit Lou" das vertraute Schema "Mann und Frau tun so, als wären sie ein Paar, und verlieben sich dabei ineinander" zugrunde liegt. Zwangsläufig ist der Weg damit recht klar vorgezeichnet und gigantische Überraschungen sind eher unwahrscheinlich. Aber um das hier gleich klarzustellen: Sich auf altbekannte Muster zu berufen, finde ich nicht weiter tragisch. Entscheidend ist für mich, was man daraus macht. Und genau da hat "Rendezvous mit Lou" einfach nicht meinen persönlichen Geschmack getroffen.
Zum einen hat die Handlung 80 % des Buches meines Erachtens nicht wirklich Fahrt aufgenommen; die Entwicklungen in den letzten Kapiteln gingen wiederum viel zu rasant von statten. Den ganzen Roman über passiert im Prinzip nichts Aufregendes außer dem Katz-und-Maus-Spiel von Lou und Frédéric. Dann kommt aus heiterem Himmel ein Zerwürfnis, aber genauso schnell, wie der Konflikt entstanden ist, wurde er im Grunde auch schon wieder aufgelöst. Für eine konfliktträchtige Story wäre eigentlich genug Stoff verhanden gewesen, aber die meisten Probleme wurden einfach fallen gelassen und nicht wirklich abgeklärt. Dadurch fehlte mir die Würze, die notwendig gewesen wäre, um "Rendezvous mit Lou" nachhaltig in meinem Gedächtnis zu verankern. Möglicherweise wäre es dem Spannungsbogen zuträglicher gewesen, wenn man als Leser/in über Frédérics Sichtweise im Unklaren gewesen wäre - dann wäre das Buch aber auch nur halb so dick.
Zum anderen decken sich Fabienne Brouillards Vorstellungen von Romantik nicht mit meinen. Mit jeder Seite wurde es gefühlt kitschiger. Ich muss an der Stelle unbedingt hinzufügen, dass meine Toleranzschwelle für romantische, ausschweifende, poetische Liebesbekundungen relativ niedrig ist, darum ist hier mein Urteil nicht repräsentativ für die Allgemeinheit. Würde mir ein Mann solche Worte sagen wie Frédéric, würde ich wahrscheinlich nach einem Wischmopp suchen, um seine Schleimspur aufzuwischen (und dabei versuchen, meinen Lachanfall in den Griff zu bekommen). Die nahezu utopischen Entwicklungen am Ende waren für mich dann leider auch der Romantik-Overkill. Für Menschen, die große Gesten zu schätzen wissen und bei Büchern und Verfilmungen von Nicholas Sparks & Co. das Taschentuch zücken, liefert "Rendezvous mit Lou" aber sicher genau die richtige Dosis Romantik.

Mein Fazit
Es tut mir von Herzen leid, aber leider hat mich "Rendezvous mit Lou" nicht annähernd so verzückt, wie ich es mir gewünscht habe. Fabienne Brouillards Roman hat auf mich nicht den Zauber gewirkt, wie ich es von französischen Liebeskomödien gewohnt bin. Ich habe nichts gegen seichte Lektüre (sonst würde ich sie ja nicht lesen), aber für mich persönlich war hier zu viel Liebesgesülze vorhanden, während es der vermeintlich tief empfunden Liebe zwischen Lou und Frédéric einfach an Substanz mangelte. Zudem gab es einige Subplots, die einen genaueren Blick wert gewesen wären, aber denen wurden - wahrscheinlich zugunsten der Haupthandlung - nicht allzu viel Beachtung geschenkt. Schade.

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