Rezension

Mordsspannend

Das Haus -

Das Haus
von Olivia Monti

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wer kennt sie nicht? Anonyme Häuser mit vielen kleinen Wohnungen. Unterschiedlichste Menschen leben zusammen auf engsten Raum, man begegnet sich nur mal im Treppenhaus, spricht ein paar Worte und lässt sich ansonsten in Ruhe. So oder so ähnlich läuft es auch am Schauplatz dieses Krimis. Einziger Unterschied: einmal im Monat treffen sich alle Mieter auf der Dachterrasse von Herrn Zimmermann zu einem kleinen Stelldichein mit Champagner und Kanapees. Doch dann wird das vermeintlich friedliche Zusammenleben empfindlich gestört: der scheue Medizinstudent Enis El Agha wird tot vor dem Haus gefunden. Offenbar war sein Sturz von der Dachterrasse weder Unfall, noch Selbstmord.

Die Mutmaßungen beginnen. Doch Enis bleibt nicht das einzige Todesopfer und so kippt die Stimmung im Haus sehr schnell. Was Anfangs noch als dummer Zufall und nicht von Belang tituliert wird, wandelt sich schnell in Grauen. Plötzlich verdächtigt Jeder den Anderen. Klatsch und Tratsch, Gerüchte und Anschuldigungen machen die Runde. Dabei stehen Eifersucht, Neid, Vorurteile, wahrscheinlich sogar Fremdenhass oder einfach nur Sensationsgier im Vordergrund. Klar ist, die Bewohner bekommen es zunehmend mit der Angst zu tun.

Zusammen mit ihrer besten Freundin Priscilla und der adretten Frau Rauhaar spekuliert Parapsychologin Nadja über den Täter. Während die passionierte Privatdetektivin Frau Rauhaar diesen im Haus lebend vermutet, hat Nadja eine ganz andere Theorie. Ihrer Meinung nach könnte das Haus an sich das Unglück angezogen haben, damit ginge die Gefahr vom Haus selber aus. Sie ergeht sich immer wieder in gedankliche Ausschweifungen und geizt dabei teilweise nicht mit Fachbegriffen. Für mich persönlich waren diese hochinteressant, ich kann aber auch verstehen, wenn man diese als zu langatmig ansieht. 

Besonders hervorzuheben sind hier die Charaktere. Die Geschichte ist aus der Sicht von Nadja geschrieben, die ziemlich verunsichert ist. Daher ist sie froh, dass sie mit ihren beiden Nachbarinnen die Ereignisse bis ins kleinste Detail durchkauen kann und dabei immerhin nicht alleine ist. Denn je mehr Opfer der Täter (oder das Haus?) fordert, desto panischer wird sie. Sie wirkt generell eher zurückhaltend, behält ihre Meinung meistens für sich und denkt sich ihren Teil. 

Ganz im Gegensatz zu Frau Rauhaar, die wirklich zu allem und jedem etwas beizusteuern hat. Sie beobachtet das Geschehen und die Bewohner des Hauses aufs genauste und weiß über alles bestens Bescheid. Für sie scheint das Ganze ein Kammerspiel zu sein, in dem sie als Ermittlerin die Hauptrolle spielt. Völlig klar, dass sie der Polizei nicht den geringsten Erfolg zutraut. Sie ist definitiv mein Lieblingscharakter, weil ihr Verhalten einfach so herrlich zu beobachten ist. Grade dieses merkwürdige Betragen von ihr, aber auch von so manch anderer Person im Buch macht einen Großteil des Humors aus. Denn auch an diesem mangelt es in „Das Haus“ nicht. 

Die Atmosphäre wird von Vermisstenfall zu Todesfall immer düsterer und bedrohlicher. Olivia Monti versteht es bestens den Leser in ihren Bann zu ziehen, ihn zu überraschen, zu schocken und zu entsetzen. Die Spannung spitzt sich bis zum Showdown und zur Auflösung zu. Bis dahin kann man selber rätseln, spekulieren und hat bis zum Ende des Buches mit Sicherheit jeden Bewohner als Täter ins Auge gefasst.