Rezension

Morgentau

Morgentau. Die Auserwählte der Jahreszeiten
von Jennifer Wolf

Das Jahr 3013 und die Erde ist inzwischen so verschmutzt, dass die Göttin Gaia sich den Menschen offenbarte. Um den Planeten zu retten ließ sie den Großteil der Erde unter Schnee und Eis bedecken und nur wenige Menschen überlebten, nachdem sich die Kontinente verschoben hatten. Ein Orden von Hütterinnen hat sich über die Jahrhunderte gebildet und aus diesem Orden wird alle hundert Jahre eine Auserwählte ausgewählt von der Göttin, die mit in ihr Reich kommt für hundert Jahre und sich einen ihrer Sohne aussuchen darf, um ihm Gesellschaft zu leisten.
Jeder dieser Söhne lebt mit seinem Tiergeist in seinem Reich und sie treffen nur zum Zeitpunkt der Auswahl aufeinander. Die Einsamkeit des Winters ist der Grund für diese Auswahl, um keinen der Söhne zu benachteiligen.

Maya hat eine Woche im Reich der vier Jahreszeiten Zeit, um sie kennen zu lernen und ihre Wahl zu treffen. Sollte ihre Entscheidung schon eher feststehen, kann sie ihre Wahl schon treffen.

Fest steht jedoch, dass Nevis – der Winter – und Maya sich zueinander hingezogen fühlen und doch verbringt sie das Jahrhundert mit einem seiner Brüder.

Hundert Jahre mit einem anderen, ehe sie stirbt und eine neue Auserwählte zu ihnen kommt. Ein Fehler, wie Maya recht schnell merkt und das lange Leben ihr wie eine Ewigkeit vorkommt mit gebrochenem Herzen.

Maya selbst ist recht naiv und ziemlich unaufgeklärt, was das Leben mit Männern betrifft. Auch, wenn sie nur unter Frauen aufgewachsen ist, finde ich es doch ziemlich eigenartig, dass man dort scheinbar noch nie was über sexuelle Aufklärung gehört hat. Immer wieder erschien sie mir wie ein kleines Kind und nicht wie eine erwachsene, junge Frau. Dabei würde ich grade von so einer Aufgabe – die Zeit mit einem Mann verbringen und ihm Gesellschaft leisten und sich vielleicht sogar verlieben – erwarten, dass die Frauen aufgeklärter sind und die Chroniken der Hüterinnen vollständiger sind, als nur wage Vermutungen, was die Frau dort erwartet. Erst recht, wenn sie von vier Männern umbuhlt wird, wie ein Stück Fleisch unter Wölfen.
Auch, wenn Jesien – der Herbst – ihr ein guter Freund und Gefährte in all der Zeit ist, ist auch klar, dass er seine Gefühle für Nevis zurück steckt und ich finde es auch von Gaia nicht richtig, dass nur einer das Glück hat. Scheinbar ist diese Göttin jedoch Eifersüchtig auf andere Frauen neben sich und die Auserwählte eine Art „Störfaktor“, der nur hundert Jahre bestehen kann.

Also auf die Frauenjagd! Denn welcher Mann möchte schon einsam sein, wenn er grade seine Frau verloren hat?
Vor allem finde ich es merkwürdig, dass aus diesen Bindungen von früher noch keine Kinder entstanden sind, wenn es doch eindeutig ist, was die Jungs möchten und wie viel Liebe kann zwischen der Auserwählten und der Jahreszeit sein, wenn sie doch relativ schnell wieder über den Verlust hinweg kommen?
Es wird zwar auch von Jesien berichtet, dass er eine Liebe gefunden hat und lange getrauert hat, aber scheinbar macht Gaia nur für Nevis eine Ausnahme, um den beiden ein Happy End zu geben. Warum nicht auch für Jesien?

Gaia ist mir auch obendrein eine sehr merkwürdige Göttin, die sehr menschlich mit Maya umgeht. Ich hätte mir einen Gott ehrfürchtiger vorgestellt und nicht wie eine gute Freundin. Aber das ist scheinbar eine Frage der eigenen Vorstellung, ebenso wie das Jahr 3013 aussieht. Nach einem Weltuntergang hätte ich mir nicht Kleidung wie von H&M vorgestellt oder C&A, die die Autorin darin beschreibt.

Oft genug habe ich auch den Eindruck gehabt, dass die Autorin von einer unschuldigen Liebesgeschichte ohne sexuelle Andeutung umschwenkt zu einem Roman mit dieser Andeutung und das doch in eine erwachsenere Richtung geht.
Es ist ein schönes Buch und gut zu lesen. Dennoch hätte ich mir mehr Ausschmückung gewünscht mehr tiefe in den Charakteren, denn mir scheint dass die vier Jahreszeiten doch sehr oberflächlich gehalten werden, sowie Gaia.
Maya selbst ist wie oben gesagt etwas naiv, aber kein dummes Ding und hat Mut Dinge anzupacken und sich durch zu setzen, ohne aufdringlich zu sein. Dennoch ist deutlich, dass sie irgendwo auch noch immer ein unschuldiges Kind ist, obwohl sie vom Alter eine erwachsene Frau ist, was wohl mit an der mangelnden Aufklärung im Orden liegt. Sie steht dennoch zu ihrer Meinung und versucht das Beste aus ihrer Lage zu machen. Um zu Nevis zu kommen, verharrt sie ein Jahr lang die ganzen Tage über an einer Stelle. Durchhaltevermögen hat sie, auch wenn sie mir am Anfang unsympathisch war, so wie sie mit den Avancen der Jungs umging und wirklich wie eine dumme Trine wirkte. Doch die Veränderung ist deutlich und hat das Buch eine gute Protagonistin beschert.
Dennoch bin mir am Ende nicht sicher, ob die Autorin einen Zeitsprung eingebaut hat oder nicht. Das kam für mich nicht ganz klar rüber.
Trotzdem ist das Buch eine süße Liebesgeschichte für Zwischendurch und gut geeignet zum träumen.