Rezension

Motivierender München-Reiseführer und packender Kinderkrimi in einem

Kommissar Kugelblitz - Kugelblitz in München -

Kommissar Kugelblitz - Kugelblitz in München
von Ursel Scheffler

Bewertet mit 4 Sternen

Kommissar Kugelblitz freut sich auf ein paar unbeschwerte Tage in München, seine Nichte Bonny hat ihn zu Feier ihres 13. Geburtstag eingeladen. Doch schon bald rückt der Geburtstag und Kugelblitzs geplante Auszeit in den Hintergrund. Ronny, Bonnys Vater der ebenfalls bei der Polizei arbeitet, ist einem Ring von Drogenhändlern auf der Spur. Und Kugelblitz trifft zufällig auf einen Verdächtigen, den er schon aus Hamburg kennt. Klar, dass K K da nicht einfach untätig zusehen kann. Und schon steckt er mitten in neuen Ermittlungen…

 

Ursel Scheffler schreibt in sehr einfachen, kurzen und klar verständlichen Sätzen im Präsens. Das Buch hat ein kleines, handliches Format. Auf der Umschlaginnenseite ist eine Karte mit Münchens wichtigen Sehenswürdigkeiten abgedruckt. Max Walther hat zur Geschichte passende Schwarz-Weiß-Bilder gezeichnet, sie zeigen wichtige Szenen, Personen und  Schauplätze. Kommissar Kugelblitz mit bayrischer Flagge und Gamsbarthut ist auf jeder Seite zu sehen. Die Kapitel enden jeweils mit drei Krimifragen. Die Antwort muss mit der am Lesebändchen befestigten Lupe im Lösungsfeld entschlüsselt werden. Allerdings ist die Lösung nur bei wirklich gutem Licht genau zu erkennen.
Die Schrift ist größer gedruckt, der Zeilenabstand ist etwas weiter. Optisch erinnert der Text an Erstlesebücher, allerdings sind die Kapitel länger als bei Büchern für Leseanfänger. Kinder ab acht Jahren werden die Geschichte sicher schon eigenständig lesen können. Die wenig anspruchsvolle Sprache erleichtert dabei das Verständnis, thematisch ist die Geschichte aber eher für Kinder ab zehn Jahren geeignet. Sehr gut kann ich mir die Reihe auch als Klassenlektüre vorstellen: sie  richtet sich auch an schwächere Leser, der Text regt zum gemeinsamen Lesen, Rätseln und Diskutieren an. 

 

Alle wichtigen Figuren werden vorne im Buch vorgestellt. Kommissar Kugelblitz sieht recht gemütlich aus, was an seiner Vorliebe für Süßes liegen mag. Aber gemütlich ist KK definitiv nicht. Wenn es um seinen Beruf geht, den er mit großer Leidenschaft ausübt, ist Kugelblitz sehr engagiert und wird sogar in seinem Urlaub aktiv. Kugelblitz schaltet schnell, kombiniert wie kein zweiter, ist findig, kennt die besten Tricks. Er ist ein Kommissar wie aus dem Bilderbuch. Mit seiner wissbegierigen, aufgeweckten Nichte Bonny können sich die jungen Leserinnen und Leser sicher identifizieren. Dass auch Kriminelle und ihr Leben näher beleuchtet werden, finden meine Mitleser und ich reizvoll. Wie die Drahtzieher des Drogenschmuggels agieren, wird interessant dargestellt. 

 

Der große Coup, um den es in „Kugelblitz in München“ geht ist ganz schön komplex. Ein spannender Fall, bei dem Kugelblitz zeigt, was er so alles drauf hat. Zweifellos sind die Ermittlungen sehr packend, allerdings ist das Thema „Drogenkriminalität“ für Kinder doch noch sehr abstrakt. Bonnys Lehrer erklärt zwar genau, gut nachvollziehbar und sehr plausibel die Gefahren von Drogen, aber Drogen sind glücklicherweise kein Thema aus dem Leben der Zielgruppe. Der Fall ist gegen Ende nicht vollständig abgeschlossen, was für meinen Sohn nicht ganz befriedigend war. Der Inhalt bezieht sich teilweise auch auf den Vorgängerband.
Trotzdem uns die Handlung mitgerissen hat, hätte ich mir ein Thema gewünscht, zu dem die Kinder einen konkreteren Bezug hätten aufbauen können.
Sehr gut hat mir hingegen die Verbindung von regionalen Besonderheiten und Kriminalfall gefallen. Kugelblitz macht mit Bonny eine Münchentour und stellt seiner Nichte die bayrische Landeshauptstadt auf eine persönliche Weise vor. Man erfährt dabei viel Unterhaltsames und Wissenswertes über die Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel über den Teufelstritt in der Frauenkirche. Kugelblitz Stadtführung ist alles andere als langweilig. Im Anhang des Buchs werden einige bekannte Münchner Sehenswürdigkeiten genauer beschrieben, außerdem gibt es noch eine Sammlung von 100 bayrischen Ausdrücken. Eine sehr amüsante Zusammenstellung!
Wer nach München fährt, ist gut beraten dieses Buch mitzunehmen und vor Ort den Schauplatz der Geschichte zu erkunden. Das wird definitiv eine lebendige, besondere Stadterkundung, wenn man dabei nachliest, was KK über manche Orte zu erzählen hat. Auch wenn mich das Thema des Falls nicht hundertprozentig überzeugt, finde ich das Buch insgesamt durchaus überzeugend: spannend, informativ und lehrreich, actionreich, motivierend, zum Miträtseln und Nachdenken und vor allem kurzweilig. Für uns sicher nicht das letzte Buch aus der Reihe.