Rezension

Mutige Frauen und sehr arme Kinder

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum -

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
von Helene Sommerfeld

Bewertet mit 3.5 Sternen

»So, wie sie es bislang erlebt hatte, konnte die Berliner Polizei schalten und walten, wie sie wollte. Als vom Gesundheitsamt bestellte Polizeiärztin hatte sie nur die Möglichkeit, denen beizustehen, die der Selbstherrlichkeit von Männern wie Wagner und Lamour schutzlos ausgeliefert waren.«

Berlin 1920. Nach einer persönlichen Tragödie beschließt die junge Ärztin Magda Fuchs, noch einmal ganz neu anzufangen. Sie zieht aus dem ruhigen Hildesheim in die trubelige Millionenstadt und tritt dort die Stelle der Polizeiärztin an. Allerdings war sie nicht vorbereitet auf die brutale Wirklichkeit, mit der sie dabei Tag für Tag konfrontiert wird. Nach den ersten Schocks beschließt Magda, den Schwächsten im Rahmen ihrer Möglichkeiten beizustehen.

 

Die im Buch geschilderten Zustände machten mich beim Lesen zutiefst betroffen und gleichzeitig wütend. Immer wieder wird deutlich, wie viel mehr Männer gelten und dass eine Frau gleichzeitig mit ihrer Heirat einen Schwung an Rechten abgibt. Dies gilt sogar durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch! Magda lernt, dass es für sie und überhaupt für alle Frauen an der Zeit ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich aus alten Traditionen zu befreien. Einigen ihrer Mitstreiterinnen im Buch wird dies allerdings mächtig schwergemacht.

 

Daneben merkt man wieder mal ganz drastisch die gravierenden Unterschiede zwischen Arm und Reich, denn während die einen im Wohlstand schwelgen und ihr Geld für stetigen Protz und zahllose Vergnügen ausgeben können, müssen die anderen täglich ums Überleben kämpfen und dabei die furchtbarsten Dinge tun. Leidtragende sind am Ende immer die Kinder, die gefühlt überhaupt keinen Wert haben, ausgenutzt werden und bei den zahlreichen Ehegattenmorden „übrigbleiben“.

 

Wenn Magda für sich, Kinder oder andere Frauen kämpft, habe ich das gebannt verfolgt. Auch die Aufklärung einiger sehr üblen Verbrechen fesselte mich, ohnehin fand ich es interessant zu lesen, worin die Arbeit der Polizeiärztinnen damals bestand. Zudem hatte ich Achtung vor dem Mut einiger anderer weiblichen Charaktere, die versuchten, eigene Wege zu gehen und ihre Träume zu verwirklichen. Auf die Liebesgeschichten hätte ich aber gut verzichten können, die dämpften bei mir vor allem zum Ende hin den Lesegenuss. Alles andere im Buch war wirklich gelungen, allerdings weiß ich noch nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

 

Fazit: Ein packendes Buch über mutige Frauen und sehr arme Kinder. Für mich aber mit zu viel Liebesgeschichten.