Rezension

Mutprobe in Beacon Hill

Der Spuk von Beacon Hill -

Der Spuk von Beacon Hill
von Ambrose Ibsen

Bewertet mit 3 Sternen

In Beacon Hill ist das Böse daheim. Das Spukhaus erfreut sich seit Jahrzehnten seines schaurigen Rufs und ist bei Jugendlichen für Mutproben beliebt. Als ein Mädchen nach einer Gruseltour durchdreht, nimmt sich Bibliothekarin Sadie des Geheimnisses an.

„Der Spuk von Beacon Hill“ ist eine klassische Haunted-House-Story, die vom Bösen in einem verlassenen Anwesen erzählt. 

Beacon Hill wird das verlassene Haus im viktorianischen Stil genannt. Es ranken sich Mythen und Legenden um das Anwesen. Völlig verdunkelt und von der Welt abgekehrt steht es seit Jahrzehnten da und strahlt förmlich vor bedrohlicher Finsternis. 

Mit Beacon Hill hat sich Autor Ambrose Ibsen des klassischen Gruselhauses bedient. Heruntergekommene, alte Häuser, welche den Stolz ihrer einstigen Bewohner als düsterer Schatten ihrer Selbst überdauert haben, strömen immer eine gewisse Faszination aus. Man bewundert die liebevolle Architektur, fühlt trotz wärmenden Sonnenscheins die Kälte über den Rücken kriechen, während man auf die vernagelten Fenster schaut. Stellt sich vor, wer es gebaut, wie es sich darin gelebt und wie prächtig das Gemäuer einst gewesen ist. Und gleichzeitig nagt sich ein schauriger Gedanke ins Bewusstsein vor: Welches schreckliche Ereignis ist hier passiert, dass niemand mehr darin wohnen will?

Genau in dieser Atmosphäre findet eine jugendliche Mutprobe statt. Drei Teenager möchten sich selbst beweisen, dass sie keine Angst haben, und dringen in das bedrohlich wirkende Gemäuer ein. Daraufhin hat eines der Mädchen einen Nervenzusammenbruch, weil ihr seither die Madenmutter von Beacon Hill erscheint. 

Das unheimliche Haus Beacon Hill fand ich gekonnt in Szene gesetzt. Darin spielen sich ein paar grausliche Episoden ab, an denen man als Horror-Freund seine Freude hat. Meinem Geschmack nach hätte dieser Part mehr ausgereizt werden können. Die Story beginnt mit einem Schlag und zieht ordentlich an Tempo an, wodurch die Atmosphäre auf der Strecke bleibt. 

Denn Sadie wird gebeten, sich mit dem Haus und dem Schicksal des Mädchens zu befassen, weil sie angeblich eine spezielle Gabe hat. Die 25-jährige Bibliothekarin nimmt sich der Geschehnisse in Beacon Hill gemeinsam mit ihrem Kollegen August an. Sie gehen den Grauen auf den Grund, und ahnen nicht, dass Sadie dabei selbst in den Sog der Bösartigkeit gelangt. 

Die Handlung an sich ist relativ simpel und mit grausigen Wendungen gepaart. Vom Schreibstil her wirkt es gehetzt. Ich hatte das Gefühl, dass der Autor die Story abarbeitet ohne sich Zeit für die Zwischentöne zu nehmen. Insgesamt hätte ich mir etwas mehr erzählerische Finesse gewünscht, weil die Atmosphäre manchmal nicht ganz greifbar war. Genauso wenig sind die Figuren in die Tiefe gegangen. Dabei ist zu beachten, dass das Hauptaugenmerk des Romans auf dem Schockeffekt der klassischen Horror-Haus-Story liegt, und sie von daher allen Erwartungen gerecht wird. 

Das Grauen schlägt sofort zu. Einerseits beginnt das Buch dadurch mit einem richtigen Schockmoment. Andrerseits mag ich es total gern, wenn sich der Horror Zeit lässt, und sich gemächlich in die Realität der Handlung schleicht. Das ist hier nicht der Fall. Dafür hat Ambrose Ibsen mit dem Ende gezeigt, dass er mit den Großen der Zunft mithält. Ich fand den Schluss schaurig-gut umgesetzt, weil er unerwartet und grausig war. 

Alles in allem ist „Der Spuk von Beacon Hill“ ein passabler Horror-Roman, der sich gut lesen lässt. Die kleineren Schwächen bei Atmosphäre und Figurenzeichnung entsprechen der geringen Seitenzahl und werden durch schaurige Grusel-Szenen wettgemacht. Meine Empfehlung geht an Leser, die sich gern in verlassene Häuser begeben, um dem Bösen ins Gesicht zu sehen.