Rezension

Nach gutem Start leider enttäuschend

Wut -

Wut
von Harald Martenstein

Bewertet mit 3 Sternen

Die Rezension bezieht sich auf das Hörbuch, erschienen bei Lübbe Audio, gelesen von Harald Martenstein.

 

Franks Verhältnis zu seiner Mutter Maria ist alles andere als einfach. Seine Kindheit war geprägt von ihren aus dem Nichts kommenden Gewaltausbrüchen, ihren Schlägen und seinen Versuchen einen Panzer der Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten. "Bloß nicht weinen" war das Motto! Vor allem ihre Unberechenbarkeit macht ihm zu schaffen und auch als Erwachsener hat er durchaus noch mit den Folgen zu kämpfen.

Frank ist nun selbst erwachsen und versucht, die Kindheit seiner Mutter zu rekonstruieren. Diesen Teil fand ich sehr gelungen! Maria ist ein unbequemer Charakter. Es fällt schwer sie zu mögen, aber ihre eigenen Traumata - die Kindheit im Krieg, das herumgereicht werden, ohne richtige Bezugspersonen und ihre unberechenbaren Wutanfälle - sind so nachvollziehbar beschrieben, dass man zumindest Verständnis für sie aufbringt.

Doch statt sich auf dieser Grundlage als Erwachsener mit seiner nun eher hilfbedürftigen als gewalttätigen Mutter auseinander zu setzen, driftet die Geschichte in das zunehmend seltsame Privatleben Franks ab. Und je surrealer das wurde, desto weniger Interesse hatte ich. Maria gerät fast vollkommen aus dem Fokus.

Gelesen ist das Hörbuch vom Autor selbst. Und das hat er insgesamt auch gut gemacht! Es hat mich nur sehr irritiert, dass er recht oft hörbar Luft durch die Nase eingesogen hat. Das schien Absicht zu sein, war mir - vor allem in der Masse - aber extrem unangenehm!

Schade, denn diese Anfangs fesselnde, interessante und bedrückende Mutter-Sohn-Geschichte wandelt sich in ein mehr oder minder belangloses und wirres Berufs- und Beziehungsmärchen. Nach einem guten Start hat mich der Roman letztlich leider enttäuscht.