Rezension

Netter Einstieg in die Westerwald-Krimis...

Tod im Lokschuppen - Micha Krämer

Tod im Lokschuppen
von Micha Krämer

Bewertet mit 3 Sternen

Nach einigen Jahren bei der Kölner Kripo kehrt Nina Moretti in ihre Geburtsstadt Betzdorf zurück. Die scheinbare Idylle des Westerwalds wird schnell getrübt durch einen Mord - ohne Kopf und ohne Hände wird die Leiche eines ortsansässigen Geschäftsmannes in einem verfallenen Lokschuppen aufgefunden. Nina kennt den Mann persönlich aus ihrer Kindheit und Jugend, da es sich um den Vater ihrer ehemals besten Freundin handelt. Der Blick hinter die Kulissen offenbart doch viele Risse in der glatten Fassade - der Tote hat anscheinend ein Doppelleben geführt und sich nicht nur legaler Mittel bedient. Dennoch ist vollkommen unklar, wer denn nun hinter dieser grausamen Tat stecken könnte. Als am Tag darauf auch noch der Pfarrer des Ortes erschossen wird, stehen Nina und ihr älterer Kollege Thiel vor einem großen Rätsel.

Nina Moretti und ihr wesentlich älterer Kollege Hans Peter Thiel bilden schon ein eigenartiges Ermittlerteam. Thiel, der vor einiger Zeit seine Frau verloren hat und eigentlich nur noch für die Arbeit lebt, hat keine Ahnung, wie es nach der Pensionierung für ihn weitergehen soll. Dagegen ist Nina Moretti fast noch eine Anfängerin, auch wenn sie bei der Kölner Kripo schon einige Erfahrungen hat sammeln können. Thiel, der sich streng an Vorschriften hält (und auch entsprechend Auto fährt) und Moretti, die gerne mal forsch mit dem Kopf durch die Wand geht und sich lange nicht an jede Vorschrift hält - und dabei stellt sich schnell heraus, dass die beiden sich trotz aller Verschiedenheit respektieren. Micha Krämer ist es gelungen, neben den eigentlichen Ermittlungen und Hintergründen der Morde auch immer wieder persönliche Einblicke in das Leben der Ermittler selbst einzustreuen, was die Charaktere interessant, sympathisch und zunehmend facettenreich werden ließ.

Bis zu dem Punkt, an dem ich ahnte, was hinter den Morden stecken könnte, war der Krimi für mich das reinste Lesevergnügen. Doch nicht die Ahnung der Hintergründe hat mich letztlich etwas enttäuscht, sondern die Auflösung bzw. das Ende an sich. Es war für mich reichlich unbefriedigend und desillusionierend, wozu kam, dass sich da für mich einige Lücken und unlogische Elemente auftaten. Insgesamt erschien mir die Auflösung zu chaotisch, und der Epilog wirkte wenig ausgearbeitet auf mich.

Der Schreibstil dagegen war überaus flüssig, und die unwillkürlichen Trennungen der Worte alle paar Absätze waren sicher der Formatierung der eBook-Version geschuldet. Manche Wör ter waren so erst nach mehrfa chem Lesen entziffer bar, was zwar irgendwie störte, aber letztlich wohl nicht dem Autor angekreidet werden kann.

Der Beginn einer Reihe, der noch Luft nach oben lässt, aber aufgrund der lebendigen Schreibweise und der sympathischen Charaktere neugierig macht auf die Folgebände um die Kommissarin Nina Moretti.

© Parden