Rezension

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Neue Serie mit sperriger Protagonistin

K - Kidnapped
von Chelsea Cain

Bewertet mit 4 Sternen

„K – Kidnapped“ ist kein Buch, das man so schnell vergisst und garantiert keins für zartbesaitete Gemüter. Der Thrill geht eindeutig von der Protagonistin aus, die mir vorgekommen ist, wie eine entsicherte Handgranate. Man weiß nie, wann sie hoch geht.

Als Sechsjährige gekidnapped und missbraucht, als Zehnjährige befreit, fürs ganze Leben gezeichnet. Kick Lannigan ist 21 und versucht ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Um nie mehr Opfer zu werden, hat sie sich einiges angeeignet. Sie beherrscht einige Kampfsportarten, kann Schlösser knacken, Bomben bauen, kann mit Waffen aller Art umgehen und besitzt ein stattliches Waffenarsenal. Sie ist taff, das versucht sie sich jedenfalls einzureden. „Sie betrachtete die Verschorfungen auf den Fingerknöcheln, die vom Zerschlagen von Holzbrettern beim Üben ihrer neuesten Karatetechnik herrührten. Jede Verletzung bewirkte, dass sie sich stärker fühlte. Nicht jung. Nicht schwach. Sicher.“ Als Bishop, ein mysteriöser Fremder, auftaucht und sie zur Hilfe bei der Suche nach vermissten Kindern auffordert, kann sie nicht nein sagen, denn niemand kennt die Täter und ihre Vorgehensweisen so gut wie sie.

Ich habe das Buch nicht vordergründig als spannend, sondern vielmehr als beklemmend und verstörend empfunden. So sehr Kick sich auch bemüht der Opferrolle zu entkommen, gelingen wird es ihr nie. Da wäre zum ersten ihre Berühmtheit und die Tatsache, dass ihre Mutter die Leidensgeschichte der Tochter für ihre persönlichen Zwecke ausschlachtet. Zum zweiten – und das ist viel gravierender – hat sie immer noch eine starke emotionale Bindung zu ihrem Entführer, den sie „Vater“ nennt, den sie verabscheut und den sie immer noch liebt. Ein Blick, ein Wort und schon ist sie wieder das verängstigte Kind, das sich in einem dunklen Loch verkriechen möchte. Diese Zwiespältigkeit ist einerseits sehr gut beschrieben, andererseits ist sie schwer nachzuvollziehen, wenn man nicht selbst ähnlich traumatische Erfahrungen gemacht hat. Noch unverständlicher sind Bishops Beweggründe. Er bleibt bis zum Schluss undurchsichtig, seine Motive kann man nur erraten.

„K – Kidnapped“ ist kein Buch, das man so schnell vergisst und garantiert keins für zartbesaitete Gemüter. Der Thrill geht eindeutig von der Protagonistin aus, die mir vorgekommen ist, wie eine entsicherte Handgranate. Man weiß nie, wann sie hoch geht.