Rezension

Nicht ganz einfach zu lesen

Hotel Weitblick -

Hotel Weitblick
von Renate Silberer

Bewertet mit 3 Sternen

Die Geschäftsführung einer erfolgreichen Werbeagentur soll nachbesetzt werden. Daher werden drei Männer und eine Frau als mögliche Nachfolger in ein entlegenes Hotel zu einem Assessment eingeladen. Ausgerechnet der von Selbstzweifeln geplagte Dr. Marius Tankwart leitet den Prozess zur Entscheidungsfindung.

 

Zu Beginn scheint alles im Lot, doch nach und nach entgleitet Tankwart das Seminar, denn die Teilnehmenden legen Verhaltensweisen an den Tag, die stark an die Erziehungsmethoden aus dem NS-Regime erinnern. Dazu zitiert die Autorin aus den Lehrbüchern der NS-Pädagogin Johanna Haarer und spielt mit tradierten Rollenbildern. So soll die einzige Frau ein Glas Wasser holen, tut dies, bis sie die Manipulation bemerkt. Doch dann ist es zu spät.

 

"Der Letzte, der nicht den Verstand verloren hat, wird Geschäftsführer: ein bitterböser Roman über das Leistungsdenken und den Glauben an sich selbst."

 

Wäre dieses Buch ein Krimi, so müsste man es in die „Closed Room“-Schublade einordnen. So aber kann es als Kammerspiel bezeichnen: Wenig Personal, ein begrenzter Raum und das schonungslose Aufdecken verborgener Befindlichkeiten. Hier wird das Innerste hervorgekehrt.

 

Wer von uns Lesern jemals an einem Assessment teilgenommen hat, weiß, dass manchmal selbst die beste Vorbereitung nicht zum gewünschten Job führt.

 

In letzter Zeit haben sich vermehrt unterschiedliche Stilmittel eingebürgert, die nicht immer meine ungeteilte Zustimmung erhalten. Hier wird auf die direkte Rede verzichtet, was bei mir den Eindruck erweckt, die Situation „schaumgebremst“ wie durch ein Milchglas zu erleben.

 

Fazit:

 

Ein Roman auf den man sich einlassen muss und von mir 3 Sterne erhält.