Rezension

Nicht mein Favorite, aber insgesamt schnulzig schön und unterhaltsam

HerzSeilAkt - Mirjam H. Hüberli

HerzSeilAkt
von Mirjam H. Hüberli

Bewertet mit 3 Sternen

Vor fast einem Jahr habe ich HerzSeilAkt auf der ersten Leipziger Drachennacht erstanden und auch direkt von Mirjam Hüberli signieren lassen. Jetzt war es eines meiner #18für2018 und es war höchste Zeit, den Liebesroman von meinem SuB zu befreien. Ich war super gespannt auf die Geschichte, vor allem weil ich erst vor kurzen Mirjam Hüberlis *Rebell* gelesen habe und es mich nicht wirklich überzeugt hat. Umso mehr habe ich meine Hoffnung in HerzSeilAkt gesetzt - also dann, hat sich Mirjam Hüberli mit der Liebesgeschichte um Mina und Frederic in mein Herz geschrieben?

Teils, teils. Erst einmal das Positive: Neben der traumhaft schönen und sehr fantasievollen Innengestaltung (die ebenfalls aus Hüberlis Feder stammt) punktet die Geschichte mit einer für einen Liebesroman genau richtigen Leichtigkeit, mit witzigen Charakteren und einigen originellen Ideen. Anfangs ging mir Mina zugegebenermaßen ein wenig auf den Wecker mit ihrer Naivität und ihrem ständigen Genörgel, ohne dabei etwas zu ändern. Gleichzeitig ist sie aber auch eine sympathische Chaos-Queen, die die Geschichte amüsant und kurzweilig macht. Auch ihre Freundinnen, ein ziemlich bunter Haufen, fand ich gekonnt gezeichnet, wohingegen die Figur ihrer Mutter etwas blass und unausgearbeitet daherkommt (Gleiches trifft auch auf die Mutter-Tochter-Beziehung zu).

Nun zum eigentlichen: Die Handlung. Ja, die Handlung ist ganz nett, wenn auch nicht unbedingt etwas Geniales, noch nie Dagewesenes, Originelles. Wir haben Mina, die in einem ätzenden Job festhängt, eigentlich viel mehr kann, aber nicht den Arsch in der Hose oder den Esprit hat, um aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Eigentlich ist sie ja total kreativ und schlau - aber naja, eben nicht, was die Gestaltung ihres Lebens betrifft. Und natürlich trifft sie gerade dann auf ihren Mr Right, als es ihr am wenigsten passt. Was dann folgt, erinnert stark an Daniel Glattauers Gut gegen Nordwind - und das soll es, glaube ich, auch, denn Hüberli bindet explizite Anspielungen auf die turbulente Liebesgeschichte von Emmi und Leo ein und lässt ihre eigene Protagonistin sogar genau dieses Buch lesen.

Ja, puh - meinen Geschmack hat das nicht ganz getroffen. Denn die bisweilen ausschweifenden und tiefgründigen Whats-App-Nachrichten, die Mina und Frederic sich hin- und herschicken, sind zwar ganz witzig zu lesen, kommen aber schlicht nicht an die herrlich bissigen, unendlich klugen und dabei so bedeutungsschweren Wortgefechte zwischen Emmi und Leo aus Gut gegen Nordwind heran. Eigentlich hätte ich Hüberlis Geschichte gar nicht mit Glattauers Roman vergleichen wollen, aber die expliziten Anspielungen laden ja förmlich dazu ein - und hier kann HerzSeilAkt leider nur Minuspunkte sammeln.

Aber ich will gar nicht alles schlecht reden - als kurzweiliger Liebesroman tut HerzSeilAkt definitiv, was es soll. Es unterhält, liest sich flink und flüssig durch und glänzt hier und da mit wirklich süßen Ideen. Man darf nur eben keine großen Sprünge oder außergewöhnlichen Handlungselemente erwarten, denn so ähnlich hat man das alles schon einmal gelesen. Das Lesen macht trotzdem Spaß und deswegen lohnt sich die Geschichte gerade für zwischendurch.

Mein Fazit:
Besser gefallen als Rebell hat mir Mirjam Hüberlis romantischer HerzSeilAkt in jedem Fall. Auch wenn die Handlung eher durchschnittlich und der sich aufdrängende Vergleich mit Daniel Glattauers Gut gegen Nordwind doch sehr unglücklich und eher zum Nachteil für den Roman ist, weiß die Geschichte um Mina und Frederic zu unterhalten und zum Träumen einzuladen. Ein lockerleichtes Lesevergnügen für zwischendurch.