Rezension

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Unverschwunden -

Unverschwunden
von Philipp Gurt

Bewertet mit 5 Sternen

lesenswerter Roman mit vielen Denkanstößen

Der erfolgreiche Schriftsteller Lukas Cadisch steht kurz vor der Veröffentlichung seines neuen Romans, als sich eines Morgens alles ändert. Menschen und Tiere können ihn nicht mehr wahrnehmen und reagieren nicht auf seine Annäherungsversuche. Wie geht Lukas Cadisch mit dieser Situation um?

Philipp Gurt hat bereits einige sehr erfolgreiche Bücher veröffentlicht. 2017 erhielt er den Schweizer Autorenpreis. „Unverschwunden“ ist mein erstes Buch von ihm, mit Sicherheit aber nicht das letzte.

Wie ist es, wenn man eines Morgens nach einer ungewöhnlichen Nacht aufwacht und feststellt, dass man für seine Umwelt unsichtbar ist? Lukas Cadisch arrangiert sich für meine Begriffe zunächst erstaunlich schnell mit seiner Situation, in der er ausschließlich auf sich geworfen ist. Erst als er realisiert, dass dieser Zustand dauerhaft ist, werden Einsamkeit, Schmerz und die Sehnsucht nach Austausch mit anderen teilweise unerträglich. Dies führt dazu, dass er sich mit sich selbst und den ungelösten Konflikten seines Lebens beschäftigen muss. Auf der Suche nach Nähe begibt er sich in fragwürdige Situationen, die er im Nachhinein auch entsprechend bewertet.

Der Autor beschreibt sehr feinfühlig und glaubhaft die Empfindungen und Überlegungen seines Protagonisten. Auf dessen Reise durch die Schweiz wird auch die Landschaft sehr lebendig. Begegnungen mit Tieren und ein heftiges, nicht ungefährliches Gewitter in den Bergen sind bildhaft dargestellt. Besonderen Wert legt Philipp Gurt auf die Gerüche, die Lukas Cadisch sehr häufig intensiv bemerkt. Im letzten Drittel gibt es eine überraschende Wendung, auf die ich hier nicht eingehen werde, die jedoch die Eindringlichkeit des Themas auf besondere Art unterstreicht.

Nicht alles erscheint mir gut durchdacht. Die Frage, wie Lukas Cadisch damit umgeht, dass er sich benötigte Dinge beschaffen kann, ohne sie zu bezahlen, bleibt offen. Außerdem ist mir etwas unklar, wie eine Autofahrt in einer „Parallelwelt“ möglich sein soll.

Viele Fragen stellen sich beim Lesen dieses großartigen Romans, u.a. die nach den Mitmenschen in unserer Gesellschaft, die nicht gesehen werden, obwohl sie nicht „unverschwunden“ sind.

Fazit: ein absolut lesenswerter Roman mit vielen Denkanstößen