Rezension

Nicht wie erwartet

Unter dem Sturm -

Unter dem Sturm
von Christoffer Carlsson

Bewertet mit 2 Sternen

Der kleine Isak liebt seinen Onkel und verbringt viel Zeit mit ihm. Für ihn bricht daher eine Welt zusammen, als er nicht wie geplant den Sonntag mit ihm verbringen darf und irgendwie sind seine Eltern total komisch. Was der Junge zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt, er wird seinen Onkel lange nicht wiedersehen, den er sitz im Gefängnis, angeklagt des Mordes an seiner Freundin. Keiner der Erwachsenen zweifelt an der Schuld von Edvar, schließlich hat er das Temperament seines Vaters geerbt, der im Suff gern mal seine Frau verprügelt hat. Die Ereignisse lasten schwer auf dem kleinen Isak und bald glaubt er, auch in ihm lauert das böse Erbe.

Vielen skandinavischen Krimis haftet ja eine gewisse Schwere an, generell herrscht hier oft eine ganz spezielle Stimmung, bei diesem Buch wird das direkt beim Blick aufs Cover deutlich. Das war auch das Erste, wodurch ich auf das Buch aufmerksam geworden bin. Die erwartete Schwere findet man dann im Buch auch tatsächlich, die Grundstimmung ist trotz strahlend blauem Himmel bedrückend.

Der Autor konstruiert einen Kriminalfall über mehrere Jahrzehnte hinweg, immer mit dem Hintergrund, dass die Verderbtheit hier augenscheinlich in der Familie liegt, die Entwicklung der männlichen Nachkommen vorhersehbar und unausweichlich gewesen ist. Es wird die Frage aufgeworfen, wie weit die Vorverurteilung durch die Gemeinschaft die Entwicklung einer Person beeinflusst. An sich ein sehr spannender Denkansatz, aber leider schafft es der Autor nicht mir das Thema spannend genug zu vermitteln.

Innerhalb der Geschichte gibt es drei Zeitabschnitte. Wir begegnen dem siebenjährigen Isak und erleben den Mord, zehn Jahre später dann treffen wir Isak wieder, wie er selbst seine ersten Erfahrungen mit der Polizei macht und im dritten Abschnitt dann steht der erwachsene Isak im Mittelpunkt. Innerhalb dieser Abschnitte gibt es immer wieder abrupte Zeitsprünge, wenn sich die Figuren in Erinnerung verlieren. Leider sind diese Zeitsprünge sehr verwirrend, sie kommen unvorhersehbar, sind innerhalb des Textes nicht erkennbar. Man liest und plötzlich fühlt sich das Gelesene irgendwie komisch an und dann liest man die Stelle nochmal und merkt, hoppla, das ist ja jetzt Vergangenheit. Das stört den Lesefluss ungemein, genauso wie die kurzen, abgehackten Sätze die der Autor verwendet. 

Im ersten Abschnitt war ich aufgrund des Mordes noch gut in der Geschichte drin, trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit den vielen Figuren und ihren Namen. Im Mittelteil hat mich der Autor leider total verloren, seine Figuren sind durch die Bank unsympathisch, ich konnte zu keiner eine wirklich Bindung aufbauen. Selbst die wichtigen Figuren sind flach und teilweise nur schwer zu ertragen. Hier war ich tatsächlich kurz davor das Buch abzubrechen. Letztlich habe ich mich durchgearbeitet, zum Schluss kommt nochmal etwas Spannung auf, aber die Aufklärung des Buches war dann für mich doch sehr hingebogen. 

Der Autor wird von der Kritik und auch von vielen Lesern für seinen Stil hochgelobt. Ich komme leider mit seinem Stil überhaupt nicht zurecht, für mich war das Buch nur bedingt ein spannender Krimi, die viel zitierte Tiefe konnte ich leider nicht entdecken. Was mir von diesem Buch in Erinnerung bleibt ist am ehesten noch die Geschichte rund um den tietelgebenden Sturm. 

Für mich ist dieses Buch eines, das sicher seine Leser finden wird, das aber eben auch so Manchen ernüchtert zurück lässt. Ich gehöre definitiv zu Letzteren.