Rezension

Nichts für nebenbei..

Narr - Gerd Schilddorfer, David Weiss

Narr
von Gerd Schilddorfer David Weiss

Bewertet mit 4.5 Sternen

Diverse Mitglieder der österreichischen Regierung werden systematisch ermordert, der Mittelalterforscher Georg Sina findet seinen alten Lehrer kurz nach seinem Besuch tot an einem Baum hängend auf. All diese Ereignisse hängen zusammen und als Sina und sein alter Freund Wagner beginnen, die Puzzlestücke zusammen setzen entdecken sie eine Verschwörung, die älter ist und weiter reicht, als die beiden sich zunächst vorstellen können. Ihre Ursprünge liegen bei keinem geringeren als Fürst Metternich..

Ohne Umschweife kann ich zugeben, dass es für mich Anfangs nicht leicht war, mich in "Narr" einzufinden. Eine vielzahl an Handlungen, Schauplätzen und Personen stürmen von Anfang an auf den Leser ein - dies ist allerdings keinerlei Kritikpunkt. Ich habe nur schnell festgestellt, dass dies kein Buch ist, das man mal eben nebenbei in der Ubahn auf dem Weg zur Uni lesen sollte..
Auch durch die Dicke des Buches sollte man sich nicht abschrecken lassen. Ja, Narr ist ein langes Buch, allerdings völlig ohne Längen. Ist man erst einmal in der Geschichte angekommen, kann man sich von einer spannenden Handlung, gut ausgearbeiteten Charakteren und fantastisch recherchiertem geschichtlichem Hintergrundwissen mitreissen lassen. Allein die Auswahl der Hauptcharaktere ist fantastisch gelungen, Sina und Wagner geben ein ungleiches aber dadurch umso stimmigeres Team ab. Auch die Nebencharaktere wurden mit Bedacht ausgewählt. Für alle, die den Vorgänger bereits gelesen haben bietet "Narr" eine handvoll bereits bekannter Personen, für die anderen, die - so wie ich - neu einsteigen finden sich Charaktere, die man als Leser sofort lieb gewinnen kann. Besonders Sina mit seinen Ecken und Kanten hat es mir sofort angetan.

Den Autoren ist es gelungen, fundiertes geschichtliches Wissen gekonnt in eine spannende Handlung zu betten. Das Buch regt zu eigenen Nachforschungen an. Mehr als einmal habe ich meinen Lesefluss kurz unterbrochen um etwas nachzuschlagen und mein eigenes Wissen wieder aufzufrischen. Mir als Neu - Wienerin hat besonders die "virtuelle Stadtführung" gefallen. Die Autoren zeigen Wien von der bekannten Seite, entführen den Leser allerdings auch an dunkle, unbekannte Orte, sie sicherlich von einigen Mysterien umrankt sind und die man so wohl nicht kennen gelernt hätte.

Die Handlung selbst überzeugt durch einige überraschende Wendungen und lässt den Leser bis zum Ende nicht sicher sein, auf welchen spannenden Höhepunkt man sich nun zubewegt.

Der einzige kleine Makel, den ich finden konnte, sind die ständigen Perspektivwechsel. An manchen Ecken ging mir das einfach einen Tick zu schnell - aber hier sei dazu gesagt: Das ist nun wirklich Jammern auf extrem hohem Niveau.

"Narr" ist ein spannende, schwere Lesekost für alle geschichtlich interessierten Lesefreunde und definitiv empfehlenswert!