Rezension

Noctis - schwarz wie die NAcht

Oxen. Noctis -

Oxen. Noctis
von Jens Henrik Jensen

Bewertet mit 3 Sternen

Als aus dem Hinterhalt von einem Sniper erschossene Veteranen aufgefunden werden, übernimmt der Dänische Inlandsgeheimdienst (PET) die Ermittlungen in Person von Margrethe Franck. Und auch Niels Oxen wird von Ex-PET-Chef Mossmann um Unterstützung gebeten. Als Oxen sich die Informationen der Polizistin Sally Finnsen, die merkwürdigerweise an verschiedenen Tatorten auftaucht, anschaut, erkennt er plötzlich eine Spur, die ihn in die Abgründe menschlicher Grausamkeit zieht ....

"Oxen. Noctis" ist bereits der fünfte Band des dänischen Erfolgsautors Jens Henrik Jensen um den Kriegsveteranen und ehemaligen Soldaten der dänischen Spezialeinheit Jægerkorpset Niels Oxen, der an Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und wiederkehrenden Albträumen leidet. Dieser fünfte Band ist in sich abgeschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden; allerdings gibt es allerhand Anspielungen auf die vorhergehenden Ereignisse, deren Kenntnis sicher hilfreich sein könnte.

Während sich der erste Teil des Thrillers - passend zu den nicht vorankommenden Ermittlungen - ein wenig zieht, nimmt die Handlung immer weiter an Fahrt auf und führt zu atemloser Spannung bis hin zu einem dramatischen Finale, das alle offenen Fragen schlüssig aufklärt.

Und diese Handlung hat es in sich und ist sicher nichts für schwache Nerven, denn zu lesen ist von menschenverachtender Grausamkeit, bizzarem Sex und Organisationen, deren Macht und Reichtum schier unermesslich sind. Und wenn Jensen den Ex-PET-Chef Axel Mossman am Ende des Buches sagen lässt: "Die Wirklichkeit übertrifft jegliche Fiktion" möchte ich mir das dann wirklich nicht mehr vorstellen, da hier sämtliche Grenzen überschritten wurden. (Und ich bin sicher nicht zartbesaitet!)

Dass in einem Mordfall nicht nur die Kriminalpolizei ermittelt, sondern auch der Politiets Efterretningstjeneste (PET), der dänische Inlandsnachrichten- und Sicherheitsdienst, ist nachvollziehbar und die Unterstützung Externer (Oxen) und der Fahndungsbehörde (Sally) wird schlüssig erklärt. Was für eine Anzahl weiterer internationaler Geheimdienste und (östlicher) Länder dann schließlich mit involviert sind und welche Grausamkeiten beschrieben wurden, war mir dann aber doch ein wenig "too much" und ich musste mich anstrengen, den Überblick zu behalten. Und dabei war jede einzelne Kleinigkeit auch wichtig und notwendig für die Handlung, so dass Aufmerksamkeit erforderlich ist!

Die Figuren sind allesamt gut entwickelt, mehrdimensional und nachvollziehbar in ihren Handlungen und auch negative Eigenschaften fügten sich harmonisch ins Bild ein, so dass ich mit ihnen mitfieberte und mir vor allem Niels Oxen, seine kongeniale Partnerin Margrethe Franck, die junge Überfliegerin Sally Finnsen und der so gut vernetzte Axel Mossman schnell ans Herz wuchsen.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass der Text etliche Fehler aufweist, die möglicherweise nicht dem Autor, sondern der Übersetzerin Friederike Buchinger anzulasten sind. (Beispiele: Im letzten Teil tragen die Männer heimlich "Handfeuerwaffen" - wobei es sich per Definition um Gewehre handelt, gemeint sind aber sicherlich "Faustfeuerwaffen" = Pistolen/Revolver. Oder es findet sich "die Olympiade 1972", was richtigerweise "die Olympischen Spiele von 1972" und nicht der Verjahreszeitraum zwischen den Spielen ist. Auch das Personalpronomen "sie" ist groß geschrieben, wenn es sich ausdrücklich nicht um eine Höflichkeitsanrede handelt.) Meiner Meinung nach darf so etwas bei einem Paperback zum Preis von 16,95€ im dtv-Verlag nicht passieren.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten, ich folge jedoch nicht den Begeisterungsstürmen und vergebe ein "gut", also drei Sterne.