Rezension

Nouveau roman reloaded?

Hysteria -

Hysteria
von Eckhart Nickel

Bewertet mit 2 Sternen

An Romane, die mir nicht gefallen haben, kann ich mich meist nur dunkel erinnern.

„Fleisch ist falsch“ und die hemmungslose Ausbeutung der Natur ist eine Sünde. Soweit kann ich mitgehen. Aber der Rest? In langen, leider faden Monologen und noch faderen Dialogen wird, in eine Scheindystopie gepresst, die Verlogenheit der
Nahrungsmittelindustrie an den Pranger gestellt. Das hört sich dramatisch an. Ist es aber überhaupt nicht. Der Roman läuft nicht Gefahr, auch nur eine Sekunde lang Spannung aufzubauen!
Der Held, Bergheim, ohne Vornamen und fast anonym, ist paranoid und fühlt sich verfolgt. Irgendwie schmeckt der „sensible Held“, dass an den Himbeeren etwas falsch ist.
Kämen wir nun einer Verschwörung auf die Spur. Würde doch etwas mehr passieren als eine subtile kafkaeske Bedrohung. Würden wir doch nicht in einem Kulinarischen Institut verschwinden und darin umherirren wie seinerzeit der Protagonist aus „Das Schloss.“

Alkohol ist verboten. Kaffee ist nicht mehr erlaubt. In Aromabars und Dunkelrestaurants wird versucht, den Geschmackssinn zu verfeinern, zu überlisten oder zu bedienen. Warum hat sich denn alles verändert? Irgendwo steht nebelhaft, die Natur schlägt zurück. Dieses Absätzchen reicht ganz sicher nicht, um einen spannenden, unterhaltsamen Roman zu liefern, der im Kopf bleibt.

In dem Roman stecken gute und kritische Gedanken. Sie sind aber in so einer absurden und nervenden, langweiligen Handlung verborgen, dass man große Mühe hat, sie zu würdigen. Das ist sehr schade, denn die Kritik an der Nahrungsmittelindustrie ist berechtigt, gehört schon lange thematisiert und kritisiert. Aber mit diesem Roman wird das Thema sicher nicht Tagesgespräch!

Beim nouveau roman kommt es nicht so sehr auf die Handlung an. Aber auf was dann? Die Aussage des Buches ist nicht eben klar herausgearbeitet. Ich bin nicht einmal sicher, dass ich sie richtig interpretiert habe. Für die wichtige Idee, falls denn von mir überhaupt begriffen, gibt es zwei Punkte.

Was hat sich die Jury des Deutschen Buchpreises dabei gedacht, dieses Buch zu listen?

Fazit: Langweilig. Jahresflop. Schade./Gelesen 2018

Kategorie: Anspruchsvolle Literatur
Gelistet Longlist Deutscher Buchpreis, 2018
Verlag: Piper, 2018