Rezension

On the Road of Bones

Road of Bones – Straße des Todes -

Road of Bones – Straße des Todes
von Christopher Golden

Bewertet mit 3 Sternen

Auf der 1.200 Meilen langen Kolyma, unter anderem als Straße des Todes bekannt, begeben sich Teig und Prentriss in ungeahnte Gefahr: Außerordentliche Kälte, eine Gänsehaut erregende Geschichte und der eisige Hauch des Todes heizen den beiden Dokumentarfilmer am Weg zum Ziel ordentlich ein.

„Road of Bones - Straße des Todes“ von Christopher Golden fand ich auf der Stelle interessant. Ich habe schon mehrere Bücher des Autors gelesen, die ich gelungen fand, und mich haben besonders Geschichte und Kulisse der Kolyma, der sibirischen Todesstraße, gelockt. 

Die Kolyma ist 1.200 Meilen bzw. ungefähr 2.000 Kilometer lang und in der Gegenwart als R504 bekannt. Es handelt sich um eine Fernstraße, welche auf eine grausige Geschichte blickt: Beim Bau der Straße starben sehr viele Gulag-Häftlinge, deren Leichen angeblich kurzerhand in die Fahrbahn eingearbeitet wurden. Deshalb ist sie unter anderem als „Straße der Knochen“ oder „Straße des Todes“ geläufig. Laut Autor Christopher Golden führt sie durch die kälteste Gegend der Welt. Die Figuren sind in diesem Horror-Roman zweistelligen Grad Celsius unter Null ausgesetzt, was während der Fahrt für erhebliche Probleme sorgt.

Hiermit kommen wir zum Rahmen der Handlung, welcher für mich etwas zu sehr im Hintergrund war. Die Straße der Knochen sowie die eiskalte Umgebung haben ordentliches Potential für einen schaurigen Roman. Besonders während des ersten Drittels hat Christopher Golden dies perfekt in Szene gesetzt.

Die Filmemacher Teig und Prentriss beabsichtigen, eine Dokumentation über die Kolyma beziehungsweise über die „Straße des Todes“ zu drehen. Hierzu finden sie sich zu einem ersten Lokalaugenschein die eisigen Weiten der Kolyma entlang ein, um ein Konzept für einen Film oder sogar eine Reality-Show auszuarbeiten. 

Lebensbedrohliche Minustemperaturen und die Einsamkeit Sibiriens setzen ihnen zu. Aus ihrer Sicht wird beschrieben, wie verlassen und unwirtlich die Gegend ist, wie gefährlich die eintönige Fahrt auf der geschichtsträchtigen Straße ist und wie die Menschen leben, welche zum Beispiel die nächste Tankstelle betreiben. 

Mir hätte sehr viel mehr aus dieser Richtung gefallen, um Atmosphäre einzufangen und Dichte zu erzeugen. Dennoch steuert die Geschichte nach dem ersten richtigen Halt auf einen Standardablauf zu, welcher der ausgefallenen Kulisse den Reiz stiehlt.

Knall auf Fall verfällt die Geschichte in einer typischen Handlungsabfolge, die mit Tod, Gewalt und dem Kampf um’s Überleben in unzählbar anderen Romanen geschildert wird. Die Kolyma als überragendes Element wird von den Eingeweiden eines blutigen Massakers verdeckt, dem es meiner Meinung nach am Besonderen fehlt.

Somit hat mich der Autor im ersten Drittel absolut mit einer höchst interessanten Geschichte überzeugt, mich aber danach ziemlich brutal an die Oberfläche geholt, als es nur mehr um’s blanke Überleben ging.

Dennoch fand ich einige Details ausgezeichnet eingearbeitet, wie zum Beispiel die Einsicht der amerikanischen Figuren, dass gar nicht jede:r Europäer:in unbedingt in die USA emigrieren will, sondern diese mit ihrem Leben in der sogenannten Alten Welt mehr als zufrieden sind. Christopher Goldens Schreibstil ist jedenfalls exzellent und ich finde es schade, dass die Story damit nicht mithält. 

Alles in allem handelt es sich um einen Horror-Roman aus der Slasher-Ecke, welcher zwar auf einer herausragenden Grundidee beruht und diese zuerst packend einsetzt, danach aber im üblichen Blutrausch abfällt und mich im Endeffekt nicht vollkommen überzeugt.