Rezension

Ordentlicher Auftakt der "Schneewittchen"-Trilogie

So rot wie Blut - Salla Simukka

So rot wie Blut
von Salla Simukka

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum Inhalt:

Die 17jährige Lumikki Andersson, deren Name „Schneewittchen“ bedeutet, lebt alleine in Tampere und geht auf die Kunstschule. Sie ist eine Einzelgängerin, die gelernt hat, sich selbst zu verteidigen und niemanden an sich heranzulassen.

Als sie ihre Klassenkameraden Elisa, Tuukka und Kaspar dabei erwischt, wie sie im Fotolabor der Schule blutverschmiertes Geld waschen, das sie gefunden haben, will sie sich aus der Sache heraushalten. Doch Elisas Hilferuf und Lumikkis eigene Neugier bringen sie dazu, auf eigene Faust zu ermitteln. Schnell wird den Jugendlichen klar, dass sie es hier mit sehr gefährlichen Gegnern zu tun haben, doch da ist es bereits zu spät, und Lumikki wird unfreiwillig Teilnehmerin in einem Spiel auf Leben und Tod.

 

Meine Meinung:

„So rot wie Blut“ ist der erste Teil einer Trilogie. Der Thriller ist für Jugendliche ab 14 Jahren empfohlen, und ich denke, dass dies auch ok ist, nachdem es keine furchtbar brutalen oder ekligen Szenen gibt. Auch die Zahl der Todesopfer hält sich in Grenzen. (Im Vergleich dazu ist wohl jede Jugendbuch-Dystopie brutaler.)
Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch eher anspruchsvoll, lässt sich aber flüssig lesen, wenn auch manche Beschreibungen für mich etwas zu ausufernd, ja gar poetisch waren. Das spricht sehr für die Eloquenz der Autorin (und das Können ihrer Übersetzerin), sie kann sich wirklich wunderbar ausdrücken. Bei einem Jugendthriller erwarte ich das aber nicht unbedingt.

Den Spannungsbogen konnte die Autorin gut aufrecht erhalten, es ist aber nicht so, dass man in diesem Buch permanent von einer Actionszene zur nächsten gehetzt wird, was ich persönlich auch nicht brauche. Gerade Lumikkis Gedankengänge, die sich nicht nur um das Rätsel um die Geldscheine drehen, sondern auch um ihr Trauma und eine verflossene Liebe, bremsen oft die Handlung und sorgen für ruhigere, nachdenkliche Töne.

Die Hauptfigur ist eine extrem toughe Persönlichkeit, die versucht, zu allem und jedem eine emotionale Distanz zu wahren. Schnell wird klar, dass sie in ihrer Kindheit/Jugend jahrelang schlimme Dinge erlebt hat, die dazu führten, dass sie so ist wie sie ist, doch erst zum Schluss wird einigermaßen klar, was es damit auf sich hat.

Manchmal hat mich Lumikkis Verhalten einfach genervt. Auf der einen Seite will sie sich nicht in die Sache um die Geldscheine hineinziehen lassen. Dann sind ihre Neugier und auch ihr Mitleid mit Elisa zu groß. Und dann steckt sie schon mittendrin in der Geschichte als Einzige der Jugendlichen, die ernsthaft nachforscht und tätig wird. So weit, so gut. Auch ist sie kampfkunsterprobt, sportlich und mutig. Aber obwohl sie bereits nach der ersten gefährlichen Konfrontation mit den Verbrechern merkt, dass sie es hier mit skrupellosen Mördern zu tun hat, begibt sie sich noch zweimal in allergrößte Gefahr. Nur ihre Schnelligkeit und auch eine Riesenportion Glück retten sie jedes Mal. Ich fand das Verhalten sehr kopflos, es widersprach ein bisschen ihrer sonstigen, eher vorsichtigen Natur, auch wenn ich verstehe, dass die ganze Sache irgendwie auch einen Reiz für sie hatte.

In diesem Buch gab es für mich keinen einzigen echten Sympathieträger. Lumikki mochte ich anfänglich eigentlich gar nicht, was sich im Laufe der Geschichte zwar besserte, aber eine Bindung konnte ich zu ihr nicht herstellen. Elisa ist zwar zum Schluss hin auch nicht mehr die arrogante, verwöhnte Zicke wie am Anfang, aber auch hier konnte ich keine Beziehung aufbauen. Kaspar und Tuukka sind echte Kotzbrocken, und dann bleiben eigentlich fast nur noch die Bösewichte in der Geschichte übrig.

Feinde von „Cliffhanger-Enden“ kann ich beruhigen: „So rot wie Blut“ ist in meinen Augen eine in sich geschlossene Geschichte, in der zwar nicht jeder (Neben-)Aspekt am Ende geklärt wird, die aber so für sich stehen bleiben kann. Deshalb bin ich auch etwas skeptisch, was in den nächsten beiden Bänden der angekündigten Trilogie noch passieren soll. Dass sie sich wieder um Lumikki drehen, bestätigten die finnischen Titel der Fortsetzungen, die analog zum 1. Teil “Valkea kuin lumi“ (Weiß wie Schnee) und „Musta kuin eebenpuu“ (Schwarz wie Ebenholz) heißen. Diese erscheinen voraussichtlich im Frühjahr bzw. Herbst 2015.

Für Thriller-erprobte Leser könnte die Geschichte etwas zu voraussehbar bzw. „unblutig“ sein. Aber alles in Allem bietet Salla Simukka mit „So rot wie Blut“ einen netten Trilogie-Auftakt mit einer außergewöhnlichen Protagonistin, der sicherlich das richtige Maß an Spannung und Gewalt für die junge Zielgruppe hat.