Rezension

Overhyped und ohne Überraschungen, aber trotzdem spannend und fesselnd.

Das Herz der Kämpferin - Adrienne Young

Das Herz der Kämpferin
von Adrienne Young

Bewertet mit 4 Sternen

Ich hatte mir „Das Herz der Kämpferin“ vor einigen Jahren zugelegt, weil es so unglaublich gehyped wurde. Dementsprechend hatte ich auch relativ hohe Erwartungen, die teilweise erfüllt und teilweise enttäuscht wurden.

 

Der Schreibstil ist von der ersten Seite an extrem fesselnd und einnehmend. Man fühlt sich sofort als Teil dieser Welt, in der Blut, Krieg und Feindseligkeit herrschen. Auf den ersten hundert Seiten plätschert die Geschichte noch relativ ruhig und langwierig vor sich hin, aber nach dem ersten Drittel konnte ich mich dann kaum noch von der Geschichte losreißen, weil immer wieder etwas Spannendes passiert ist, das mich zum Weiterlesen gezwungen hat.

 

Eelyn ist eine starke Protagonistin, deren Gefühle man durchweg nachvollziehen kann und mit der man von Anfang an mitfiebert. Sie ist nicht unbesiegbar, keine overpowerte Kämpferin, aber sie ist tough, geschickt, willensstark und fähig. Sie kann sich selbst retten, lässt es aber auch zu, wenn andere sie retten. Den Kampf, den Eelyn mit sich selbst austrägt – Loyalität ihrem Volk gegenüber und die Liebe für ihren Bruder –, fand ich sehr spannend. Sie ist als vielschichtiger, interessanter Mensch entworfen, deren Gedanken und Gefühle authentisch wirken.

 

Auf der anderen Seite haben wir Fiske als ihren Love Interest, der neben ihr jedoch blass und undurchsichtig wirkt. Bis zuletzt konnte ich seinen Charakter nicht greifen und keine richtige Verbundenheit zu ihm aufbauen, weil er so farblos daherkommt. Müsste ich Charaktereigenschaften von ihm aufzählen, würde mir bloß einfallen, dass er seine Familie abgöttisch liebt und alles für sie tun würde. Ohne Frage eine schöne Eigenschaft, mit der ich mich gut identifizieren kann, aber darüber hinaus hat dieser Mann leider keine richtige Persönlichkeit – so hart das auch klingt.

 

Auf die Liebesgeschichte habe ich natürlich hingefiebert, weil das Setting spannend ist: Fiske ein Riki, Eelyn eine Aska – beide sind eigentlich Todfeinde. Aufgrund dieser Ausgangssituation entsteht beim Lesen auch ein Sog, aber nichtsdestotrotz hat es mir hier der Eindruck gefehlt, dass die beiden einfach unbedingt zusammenkommen müssen, weil die Chemie zwischen ihnen so stark ist. Die Gefühle sind zwar glaubwürdig, aber durch die Seiten leider kaum spürbar.

 

Darüber hinaus ist der Plot, wie schon erwähnt, spannend und fesselnd, gleichzeitig aber auch ohne große Überraschungen oder Twists, sodass ich alles in allem leider sagen muss, dass ich das Buch etwas overhyped finde. Ja, es ist gut, aber wenn ich an den Hype vor einigen Jahren denke, dann muss ich leider sagen, dass das Buch diesem nicht gerecht wird.

 

Fazit

 

Ein gutes spannendes Buch mit Wikinger-Flair und einer vielschichtigen, starken Protagonistin, aber ohne mitreißende Liebesgeschichte und besonderen männlichen Gegenpart. 4 Sterne.