Rezension

Parallelwelt - das Schamland

Schamland - Stefan Selke

Schamland
von Stefan Selke

Bewertet mit 4 Sternen

Im vorliegenden Sachbuch widmet sich der Autor einem äußerst schwierigen Thema, nämlich der Armut mitten unter uns, in einem Land (Sozialstaat), in dem man meinen sollte, dass keine Armut existiert.

Das Besondere an dem Buch ist, dass hier nicht wie sonst Helfer und Organisationen zu Wort kommen, sondern selbst Betroffene, die von ihrem Leben schildern. Warum sind sie eigentlich in diese Lage geraten, dass sie auf Hartz IV, Tafel und Co angewiesen sind? Meist ist es nämlich nicht die angeprangerte Faulheit der Leute, die in die Armut führt, sondern vielmehr Krankheiten, Unfälle, Verlust des Ehe/- Lebenspartners, Mutterschaft und vieles mehr.

Ich habe mich bis dato noch nicht mit dem Thema beschäftigt, so dass mir das Buch bei manchen Aspekten die Augen geöffnet hat, denn vieles wusste ich einfach nicht. Das Thema lässt einen dann auch so schnell nicht mehr los, musste ich doch feststellen, dass es in meiner näheren Umgebung gar keine Tafel oder ähnliches gibt. Und wer fährt schon 50 km und mehr, wenn er/ sie eh schon kein Geld hat?

Dennoch muss ich bemängeln, dass Selke das Thema nur aus der Perspektive der Betroffenen beleuchtet und leider keine Lösungen aufzeigt. Wenn ich Hilfsleistungen anprangere, die das Leiden vielleicht mindern, jedoch nicht verhindern, sollte ich vielleicht Ideen haben, dies zu ändern. Doch danach sucht man vergeblich. Auch finde ich es etwas gewagt die freiwilligen Helfer als Egoisten zu kritisieren, die nur helfen, um sich etwas Gutes zu tun.

Des Weiteren merkt man, dass Selke Professor ist. Zu Beginn des Buches erläutert er, dass er einfache Sprache anwenden will, doch dies gelingt ihm nur bedingt, rutscht er doch immer wieder in die Akademikersprache, die das Lesen doch teils etwas anstrengend gestaltet.

Fazit: Gesamt betrachtet hat mir das Buch wirklich gut gefallen, da es ein Thema anspricht, dass jeden betreffen kann und dass man es sich nicht aussuchen kann nicht arm zu werden. Ein gelungenes Sachbuch, welches ich gern weiterempfehle.