Rezension

Penibel recherchiert und grandios erzählt

Der Sturz des Doppeladlers - Birgit Mosser

Der Sturz des Doppeladlers
von Birgit Mosser

Bewertet mit 5 Sternen

Österreich-Ungarn befindet sich 1916 im dritten Kriegsjahr. Der Doppelmonarchie gehen Menschen, Material und Lebensmittel aus – sowohl auf den vielen Kriegsschauplätzen als auch in der Heimat.

Stellvertretend für die vielen Leidtragenden präsentiert Autorin Birgit Mosser fünf unterschiedliche Menschen und ihre Familien.

Da ist zum einem Berta Sogl, das böhmische Dienstmädchen im gräfliche Haushalt derer von Webern, Felictas von Webern, die als Krankenschwester in Lazaretten die Kriegsgräuel kennenlernen wird, Südtiroler Hotelerbe Julius Holzer, der in den Dolomiten gegen Verwandte kämpfen muss, Lois Obernosterer aus Kärnten sowie die Familie des Architekten August Belohlavek.

Jede dieser Familien hat ihr eigenes Schicksal, das sie mit der sterbenden Donaumonarchie verbindet. Sei es, dass die Welt des Adels zerbricht oder sei es, dass Südtirol und das Trentino durch den Friedensvertrag von St. Germain an Italien gehen. Mit jeder Figur kann der Leser die Geschichte aus deren Perspektive erleben. Wer glaubt, dass es in der sogenannten „guten Gesellschaft“ einfacher war, wird eines besseren belehrt.

Der Roman startet am 30. November 1916 in Wien mit dem für die Habsburger üblichen, pompösen Begräbniszeremonien für Kaiser Franz Joseph. Wir begleiten diese Menschen, die aus verschiedenen Gegenden der totgeweihten Monarchie und unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, bis hin in das Jahr 1921. Wir erleben das zähe Ringen um Kärnten (Kärntner Abwehrkampf 1920) und das Burgenland (damals Westungarn 1921).

Der Autorin ist ein grandioses Porträt dieser Zeit des Umbruchs gelungen. Das Buch ist atmosphärisch dicht und menschlich berührend. Für mich hätte der Roman auch gut doppelt so viele Seiten zählen können.

Fazit:

Birgit Mosser ist eine brillante Erzählerin, die die Leser in eine Episode österreichischer Geschichte entführt, die an Dramatik kaum zu überbieten ist.