Rezension

Persönliche Nabelschau vor dem Hintergrund der Klimakrise

Der Anfang von morgen -

Der Anfang von morgen
von Jens Liljestrand

Schweden im Sommer – sofort erscheinen rote Holzhäuser an von Wäldern umstandenen Seen vor dem geistigen Auge. Doch kommen immer häufiger Meldungen von Waldbränden und ungewöhnliche trockene und heiße Sommer auch in Schweden. Die Klimakrise macht auch vor diesem Idyll nicht Halt. Jens Liljestrand hat mit „Der Anfang von morgen“ einen Roman zu diesem Thema geschrieben.

 

Die Katastrophe wird von vier unterschiedlichen, aber doch durch verschiedene Umstände miteinander verbundene Menschen aus ihrer jeweiligen Sicht erzählt.

 

Es ist spannend geschrieben, die Waldbrände und die immer unbehaglicher werdende Situation ist gut fühlbar und man kann mit fiebern, auch wenn die Erzähler*innen nicht besonders sympathisch sind.

Und doch hat mir etwas gefehlt in dem Buch. Es ist nicht unrealistisch, es ist ganz nah an uns dran.

Es gibt sehr wenig Wärme und Zusammenhalt, wovon ich hoffe, dass in einer solchen Situation doch zum Vorschein kommt. Bestimmte Krisensituationen sind sehr realistisch beschrieben, vor allem wenn man das Wahlergebnis der kürzlich stattgefundenen Wahl in Schweden bedenkt. Und doch bin ich nicht restlos begeistert von dem Buch. Es erscheint mir an manchen Stellen zu gewollt. Weniger hätte dem Werk gut getan.

 

Die Auswahl der Personen passte für mich nicht. André bringt zwar noch einmal eine ganz andere Komponente hinein und er ist eine echt arme Sau, aber mir wäre die Sicht der Mutter zum Beispiel wichtig gewesen. Sie bleibt so passiv und still im Hintergrund. Auch war es nicht realistisch, dass Didrik nicht in sein eigenes Zuhause ging, sondern zu Melissa. Dies ist eine von vielen Momenten, die aufgrund der Geschichte so beschrieben wurden, aber vermutlich nicht der Realität entsprächen.

 

Es ist durchaus ein Buch, dass mit Spannung gelesen werden kann, aber für mich ist es nicht so überwältigend wie für viele andere.