Rezension

Plötzlich Elfenprinzessin!

Lia Sturmgold - Die Macht der Kristalle - Aniela Ley

Lia Sturmgold - Die Macht der Kristalle
von Aniela Ley

Bewertet mit 4 Sternen

Rums! Was hat sie da nur von den Füßen gehauen? Als Lia wieder zu sich kommt, sieht sie plötzlich in ihr eigenes Gesicht – aber huch! Wie geht das denn?! Es ist keine Nahtoderfahrung, wie sie zunächst dachte, sondern ein abenteuerlustiges Elfenmädchen hat einfach mit Hilfe von Magie ihre Körper vertauscht! Doch Asalia ist keine gewöhnliche Elfe: Wie sich herausstellt, ist sie eine Prinzessin der Luftelfen in der Anderswelt – und eine sehr egoistische noch dazu... Denn ihre königliche Hoheit Prinzessin Asalia ist nicht gewillt, die Körper zurück zu tauschen, da sie unbedingt die Menschenwelt kennenlernen will. Lia ist der Verzweiflung nahe, als plötzlich Asalias Bruder Dorient auftaucht. Asalia versucht sich nämlich vor der Elfenschule Springwasser zu drücken, zu der sie gerade aufbrechen wollten. Doch die Prinzessin kann den Zauber ohne Kristalle nicht umkehren, und die hat sie blöderweise in ihrem Koffer vergessen, der sich auf dem Weg nach Springwasser befindet. Es bleibt Lia also nichts anderes übrig, als für eine gewisse Zeit Asalias Identität anzunehmen und an ihrer Statt an die Elfenschule zu reisen. Hoffentlich fliegt sie nicht auf...

Das Cover ist dem dtv Verlag sehr gut gelungen. Es ist mit seiner farbenfrohen Darstellung, die eher ins Kindliche neigt, ein echter Eyecatcher. Das märchenhafte Genre dieser Geschichte wird durch die abgebildete – wirklich sehr anmutige – Elfe sofort deutlich und dürfte besonders Kinder schnell ansprechen.

Mit Lia und Asalia als Protagonistinnen konnte Aniela Ley kaum unterschiedlichere Charaktere erschaffen. Wo Lia sympathisch, offen und altruistisch ist, schlägt Prinzessin Nasehoch in die egoistische, spaßorientierte und nervtötende Kerbe. Doch genau durch diese Gegensätze ergeben sich auch die Thematiken dieses Buches: Freundschaft trotz oder gerade wegen Diversität, Zusammenhalt, füreinander Einstehen, Überwinden von Klischees und Vorurteilen, aber auch von persönlichen Ängsten, und das Zurückstecken gegenüber dem Allgemeinwohl bzw. dem Wohl einzelner anderer. Diese Umsetzung finde ich überaus gelungen in dieser Geschichte; sie werden klar artikuliert und herausgearbeitet, sodass sie auch dem vorrangig angesprochenen Publikum, nämlich Kindern, deutlich auffallen werden.

Allerdings hätte ich mir stellenweise mehr Story bzw. Inhalt gewünscht. Einige Szenen waren zu ausgedehnt, die in gekürzter Form mehr Platz für weitere Inhalte gelassen hätten. So zum Beispiel die Mondlicht-Tanz-Episode. Daher hat es sich für mein Empfinden gerade zu Anfang zu sehr gezogen, bis die Erzählung in Fahrt kam.

Großartig waren hingegen die Neologismen der Elfenwelt – und hier ganz besonders die Flüche! Auch wenn ich Lia nicht ganz abnehmen konnte, dass sie sich diese so schnell angeeignet hat... Es hat mir insgesamt auch ein bisschen zu wenig ‚geruckelt‘ bei Lias Anpassung in der Elfenwelt. Da wäre noch mehr Potenzial für Patzer und/oder peinliche und lustige Momente gewesen. Auch die Sache mit der Kontrollübernahme des Körpers in bestimmten Situationen kam mir etwas weit hergeholt vor und empfand ich als Mittel, um einige Szenen leichter erzählbar zu machen. Aber das ist mein ganz persönliches Empfinden, über das ich im Verlauf der Geschichte auch hinwegsehen konnte.

Ich bin sehr gespannt, ob Lia ihren eigenen Körper zurück erkämpfen kann und was sie bis dahin in der Anderswelt noch alles erleben wird. Hoffentlich hält sich das Chaos in der Menschenwelt bis dahin in Grenzen...