Rezension

Plötzlich sechzig

Im wechselnden Licht der Jahre -

Im wechselnden Licht der Jahre
von Tom Liehr

Bewertet mit 4 Sternen

Generationenroman über einen alternden Babyboomer

Der Autor ist bereits durch mehrere Romane bekannt geworden. Hier schreibt er über das Altern und über seine Generation.

Alexander wächst in Westberlin auf und erlebt dort Schulzeit und Studium. Jahre später hat er ein Haus und eine Familie, und er nähert sich seinem sechzigsten Geburtstag.

Der Rückblick in die Zeit von Alexanders Kindheit weckt nolstalgische Gefühle. Auch wer wie dieser in den achtziger Jahren in Westberlin war, kann sich hier gut zurück träumen. Aber Nostalgie ist nicht direkt das Thema des Buches, es geht vielmehr um das Lebensgefühl in unserer heutigen Gesellschaft, in der Mittelschicht.

Die Bilder aus der Gesellschaft, der von heute und der aus den Siebzigern und Achtzigern, sind zutreffend und amüsant gezeichnet. Man hat den Eindruck, die Leute regen sich über Belanglosigkeiten und Irrtümer auf, wenn zum Beispiel eine offensichtlich weiße Frau sich aufgrund einer vermuteten Verwandtschaft als POC bezeichnet – als Person of Colour. Dazu passt, dass das Thema des Alterns nur sehr abstrakt behandelt wird, denn Alexander ist kerngesund. Als er einen gebrechlichen Achtzigjährigen trifft, den er von früher kennt, ahnen wir, dass es vielleicht für den Fast-Sechzigjährigen doch nicht so ein großes Problem ist.

Überhaupt ist Alexander ziemlich naiv. Es fehlt ihm an Energie, und der Aspekt Revolte, der in dieser Generation stark war, fehlt ihm auch. Er hatte eine Menge Glück im Leben, unter anderem seine Ehefrau. Diese bleibt leider etwas blass.

Der Stil ist sehr angenehm zu lesen. Der Autor kann auch mal mit langen Sätzen fesseln. Das macht das Lesen abwechslungsreich. Die Erzählweise ist sonst eher gemächlich, es gibt aber spannende Höhepunkte. Insgesamt ist dies ein recht unterhaltsamer Roman ohne größeren Anspruch, der besondes den lesenden Babyboomern Spaß machen dürfte.