Rezension

Potenzial nicht ausgeschöpft

Drei Songs später - Lola Renn

Drei Songs später
von Lola Renn

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die 16-jährige Zeta will unbedingt Tänzerin werden. Doch dazu braucht sie einen guten Abschluss, den sie garantiert nicht bekommt, wenn sie das von ihrem Vater verlangten Mathe-Abitur macht. Ein musisches Gymnasium wäre da genau das Richtige für sie, aber ihr Vater will davon nichts hören. Ihre Mutter ist ihr da auch keine große Hilfe, denn sie stellt sich immer auf die Seite ihres Mannes. Kein Wunder also, dass es immer wieder zu Streitereien kommt – bis Zeta es einfach nicht mehr aushält.

In „Drei Songs später“ gewährt uns die Autorin einen Einblick in eine schwierige Familiensituation:
Zeta hat es nicht leicht – sie wächst in einer Familie auf, in der der Vater das Machtwort hat und alles nach seiner Nase tanzt. Was er sagt ist Gesetz und wird auch genau so gemacht. Während ihre Mutter und ihre Oma sich dies gefallen lassen, bäumt sich Zeta immer wieder auf, was automatisch zu den nächsten Streitigkeiten führt. Hinzu kommt, dass ihre Eltern sehr viel Alkohol trinken. Zu jedem Essen gibt’s auch Wein oder mal ein Bier dazu. Immer wieder versucht der Vater seiner Tochter ein Glas Wein anzudrehen oder Bier in ihr Glas zu schütten. Ja, diese Familie hat Probleme und Zeta ist gewillt dem Ganzen ein Ende zu bereiten.

Ich denke, dass es nicht einfach ist über eine solche „Problemfamilie“ zu schreiben. Lola Renn ist das auch nur zum Teil gelungen, denn mir persönlich fehlte die Tiefe. Der Leser bekommt einen kurzen Einblick in die Familie und ihre Probleme und begleitet Zeta auf ihrem Weg aus dieser Situation heraus. Auf 160 Seiten verteilt erscheint die Geschichte recht kurz und schnell erzählt. Das mag auch daran liegen, dass doch alles viel zu glatt läuft. Natürlich muss man ein derart brisantes Thema nicht gleich vollkommen ausschlachten, aber ich fand den Weg an einigen Stellen der Geschichte zu einfach. Gerade der Schluss wird doch recht kurz über die Bühne gebracht. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Ich bin mir sicher, dass ein paar mehr Seiten dem Buch nicht geschadet hätten. Mir fehlte bei der Geschichte das gewisse Etwas. Vielleicht ein paar mehr Emotionen, auch wenn der emotionslos erscheinende Schreibstil sehr gut zu der Protagonistin passt, die Gefühle einfach nicht an sich heranlässt. Ich hätte mir zudem ein bisschen mehr Hintergrundwissen zu der Familie gewünscht. Alkoholprobleme und ein daraus resultierendes Verhalten kommen ja meistens nicht einfach so daher. Ein Buch, das ein schwieriges Thema aufgreift, das Potential aber nicht vollkommen ausschöpfen kann.