Rezension

Prickelnde Wundertüte mit Sogwirkung

Der längste Schlaf -

Der längste Schlaf
von Melanie Raabe

Bewertet mit 5 Sternen

Als die Schlafforscherin Mara Lux nach Jahren Post von einem Notar aus Deutschland erhält, ist die junge Frau entsprechend verwirrt. Angeblich ist sie die Alleinerbin eines Herrenhauses, welches ihr von einem unbekannten Mann vermacht wurde. Alle Nachforschungen verlaufen ins Leere und so beschließt sie, in die Heimat zurückzukehren und sich die vermeintliche Erbschaft zumindest anzuschauen.

In der Provinz erwartet Sie dann die Überraschung: in dem villenartigen Domizil fühlt sie sich seltsam entrückt, die Räume scheinen eine Art Eigenleben zu führen und doch gehen ihr die Erlebnisse sehr nahe. Sie versucht mehr über den ehemaligen Besitzer und seine Hinterlassenschaft in Erfahrung zu bringen und stößt auf weitere Rätsel. Der Ort und die Menschen, die sie in der Kleinstadt kennenlernt, scheinen mehr zu wissen oder zu sein, als sie vorgeben und als sie schließlich von zwei verschwundenen Kindern erfährt, wird ihr klar, dass Sie selbst der Schlüssel zum Geheimnis des Ortes sein muss.

Meinung

Von der deutschen Autorin habe ich bereits alle Thriller gelesen, die mich immer wieder in Ihren Bann ziehen konnten, deshalb bin ich direkt auf ihren neuen Roman aufmerksam geworden. Das Buchcover ist tatsächlich etwas schräg und der Klappentext verrät sehr wenig – eine Schlafforscherin, die ein Problem mit Träumen zu haben scheint – nun gut, nicht gerade viel für ein fesselndes Lesevergnügen, doch genau das wurde das Buch schon nach wenigen Seiten.

Tatsächlich lässt es sich keinem Genre zuordnen und passt auch nicht so ganz zum Mainstream, aber gerade deshalb war es mir so sympathisch. Auf Grund der emotionalen Nähe zur Protagonistin wird schnell klar, warum Mara sich vor dem Schlaf und den damit verbundenen Träumen fürchtet. Und das aktuelle Geschehen löst bei ihr einen Strudel an negativen und positiven Assoziationen hervor. Manchmal hat man das Gefühl, man steckt mitten in einem Gruselfilm, dann gehen die Tendenzen Richtung Thriller und zwischendurch wird es wieder eine fast alltägliche Geschichte. Nur die Spannungskurve ist sehr gut gestrickt und bleibt auch gleichbleibend hohem Niveau.

Die bildhafte Sprache, der flüssige Schreibstil und die Szenen des Buches lassen Kopfkino entstehen und eine Verfilmung könnte ich mir hier sehr gut vorstellen. Eines der wenigen Bücher, bei dem der Überraschungseffekt und die Entwicklung der Geschichte ganz elementar sind.

Fazit

Von dieser literarischen Wundertüte bin ich sehr begeistert und vergebe hervorragende 5 Lesesterne. Keine festgefahrenen Strukturen, kein Schnick-Schnack und durchaus plausible Erklärungen für geheimnisvolle Vorgänge konnten mich überzeugen. Sicherlich ein Buch, welches vor allem beim ersten Lesen für Begeisterung sorgt, weil alles so schön unvorhersehbar ist und man die selbst gebildeten Vorstellungen schnell ad acta legen muss. Es spricht auch keinen bestimmten Leserkreis an, sondern bietet für alle Altersklassen etwas. Im besten Sinne des Wortes Unterhaltungsliteratur mit dem Prädikat „Entdeckertour für Interessierte“.