Rezension

Putzige Eule, niedlicher Igel…

Kreativ-Set Süße Waldminis häkeln
von Esther Konrad

Bewertet mit 3 Sternen

Warum nicht mal wieder häkeln? Dieser Gedanke kam mir spontan, als mich die nette Eule auf dem Cover anschaute. Das Kreativset sollte alles enthalten, was zur Fertigung von „Emma Eule“ notwendig war. Mal sehen…

Um eins vorneweg zu nehmen: Das Set enthält fast alles Notwendige. Garn für die Eule ist ausreichend vorhanden, selbst wenn man sehr viel lockerer arbeitet, wird man hinkommen. Allerdings reichen die Reste nicht aus, um noch irgendein anderes Tier zu fertigen. Füllwatte ist ebenfalls genug da, hier reichen die Reste für ein weiteres Häkeltierchen aus. Die Glasperlen für die Augen sind genau abgezählt, es sind zwei einzelne Perlen. Das ist ok, wenn man anschließend nur noch einen Grottenolm häkeln möchte. Anderenfalls sollte man sich besser gleich weitere Perlen besorgen. Man ist dann auch entspannter, falls mal eine Perle vom Tisch kullert ;-) Eine Häkelnadel ist dabei, 1,25 mm dünn, aus Metall und ohne Griff. Und natürlich das Büchlein mit Anleitungen für 11 verschiedene Waldbewohner.

 

Was fehlt sind eine Nähnadel zum Annähen der Augen und eine dicke Stopfnadel zum Zusammennähen der Einzelteile. Gut, die Nähnadel hat vermutlich jeder zuhause – aber bei der dicken Stopfnadel sieht das vielleicht schon anders aus. Die hätte bei einem Komplettset – meine ich – schon dabei sein sollen.

 

Zum Garn wäre noch zu sagen, dass es sich um 6-fädigen Sticktwist handelt. Das hat seine Vorteile, da man für die eine oder andere Stickarbeit an den Tierchen dann das gleiche Garn drei- oder zweifädig nutzen kann. Ich könnte mir aber vorstellen, dass dieses Garn einen Anfänger in unnötigen Stress versetzen kann, einfach dadurch, weil man bei einem noch leicht verkrampften Arbeiten vielleicht nicht immer alle Fäden erwischt. Zumal das Häkeln mit einer dünnen, einfachen Metallnadel dieses leicht verkrampfte Arbeiten noch verstärken kann.

 

Werfen wir nun mal einen Blick ins Buch. Es startet mit der Vermittlung von Grundtechniken. Wie häkelt man Luftmaschen, wie feste Maschen oder Stäbchen. Wie nimmt man Maschen zu oder ab, macht Farbwechsel oder Maschenproben. Also vielleicht doch für Anfänger geeignet? Ich habe mir die Seiten mit den Grundtechniken mal genau durchgelesen. Zu meinem eigenen Häkelhintergrund ist zu sagen, dass ich noch zu den Menschen gehöre, die auf ihren Schulzeugnissen das Fach „weibliche Handarbeiten“ stehen hatte. Ich habe also all diese Dinge mal in der Schule gelernt und – wie ich jetzt nach Jahrzehnten der Häkelabstinenz feststelle – auch behalten. Stellt sich nun die Frage, ob jemand, der wirklich noch nie gehäkelt hat, es mit Hilfe dieser Anleitungen lernen kann. Klare Antwort: Jein!

 

Es gibt diverse Fotos, die in Nahaufnahme zeigen, wo man genau die Nadel einzustechen hat. Das ist schön und lässt sich mit ein bisschen Übung nachvollziehen. Konkret üben konnte ich das beim „Magic-Ring“, der noch nicht auf dem damaligen Lehrplan für weibliche Handarbeiten stand und mir daher vollständig fremd war. Aber ganz vorne am Anfang des Kapitels stutzte ich, also gleich auf Seite 2 bei der ersten Luftmasche. Da gibt es wieder eine Nahaufnahme, die eine Häkelnadel in Aktion zeigt. Dazu die geschriebene Anleitung: „Für die Anfangsschlinge hinter dem Daumen die Häkelnadel von unten nach oben durch die Schlinge führen, über die Fadenkreuzung gehen und den Faden mit dem Haken fassen.“ Ich weiß ganz genau, dass ich als Kind ein Buch mit Grundtechniken hatte, bei dem „ganz vorne am Anfang“ erst mal genau bebildert gezeigt wurde, wie man überhaupt den Faden um die Finger schlingt. Ich denke nicht, dass man diese Kenntnis heute voraussetzen darf. Und für mich ist anhand der besagten Nahaufnahme nicht erkennbar, wie der Faden genau um die Finger verläuft. Diese grundlegende Angabe fehlt und wird durch die zitierte geschriebene Anleitung nicht klarer. Ich habe aber zur Sicherheit noch die Probe gemacht und zwei vollständig häkelunkundige Mitmenschen gebeten, anhand der vorliegenden Anleitung diese erste Luftmasche zu häkeln. Es ist ihnen nicht gelungen.

Fazit für das Kapitel Grundtechniken: Es ist ausreichend zum Auffrischen aber meiner Meinung nach ungeeignet für tatsächliche Anfänger.

 

Wenn man nun aber kein absoluter Anfänger ist, kann man sich an die Erstellung von „Emma Eule“ und nach Zukauf weiterer Materialien noch an 10 weitere niedliche Tierchen machen. Bei mir musste als Gesellschaft für Emma Eule natürlich sofort „Ida Igel“ her. Sämtliche Tiere werden nach dem gleichen Grundprinzip hergestellt, nämlich immer ausgehend vom besagten „Magic-Ring“. Es gibt dabei drei Schwierigkeitsgrade, die durch die Abbildung von ein, zwei oder drei Wollknäueln gekennzeichnet sind.

 

Zum Garn muss ich aber noch einmal was loswerden. Als Material für alle Tierchen wird Anchor-Sticktwist angegeben. Das ist (mit der oben beschriebenen Einschränkung) ok und ist auch leicht zu besorgen. Vollkommen unnötig ist aber nach meinem Empfinden, dass hier die komplette Farbpalette an Brauntönen bemüht wird. Zur Erinnerung: Wir haben es mit heimischen Waldbewohnern zu tun, es geht nicht darum, 11 verschiedene Papageien eines südamerikanischen Regenwaldes oder 11 verschiedene Fische eines Atolls auf den Malediven darzustellen. Wer sich – vielleicht aus Unsicherheit – genau an die Vorlage halten möchte, müsste für Eule, Igel, Eichhörnchen, Reh, Hase… insgesamt 20 verschiedene Farben kaufen. Ich bin sicher, die Tierchen sind noch genauso hübsch, wenn man sich ein paar Farbschattierungen spart. Bei der Fertigung von „Ida Igel“ konnte ich das auch gleich ausprobieren. Gezwungenermaßen. Ich wollte mal schauen, ob die übrigen Garnvorgaben ebenfalls ausreichend sind und da ich ohnehin kein braunes Garn mehr hatte, kaufte ich genau die angegebenen Mengen laut Anleitung. Am Ende fehlte mir das Garn für ein Ohr und drei Pfoten. Nachmessen ergab, dass ich ein wenig lockerer gehäkelt hatte, mein Igel ist ungefähr 4 mm dicker. Bedeutet, dass die Garnmenge so knapp kalkuliert ist, dass sie für eine solche Abweichung schon nicht mehr ausreicht.

 

Fazit: Nettes Set, mit dem man sehr putzige Ergebnisse erzielen kann. Für Anfänger aber nicht wirklich gut geeignet.

Kommentare

Zissi kommentierte am 21. Februar 2015 um 16:21

Sehr schöne, ausführliche und hilfreiche Rezension. Ich hatte mir das Set im Laden mal mitgenommen und nach dem ersten Durchblättern vom Heft direkt wieder zurück gebracht. Bei meinen eingerosteten Häkel-Kenntnissen erschien auch mir die Einleitung völlig verwirrend. Und um alles bei YouTube oder sonstwo nachzusehen, wollte ich keine 15,- ausgeben.
Schön, dass du das sogar noch von zwei anderen hast bestätigen lassen. =)