Rezension

Ränkespiel in Schottland

Das Erbe von Kincaid Hall - Florian Hilleberg

Das Erbe von Kincaid Hall
von Florian Hilleberg

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht’s?

Die Familiendestillerie der Kincaids wird seit Jahren von der alternden Lady Morag geleitet. Als sie sich dazu entschließt, die Leitung an ihren leider nicht besonders kompetenten Sohn Rowan abzutreten, ist dessen Zwillingsschwester Shona außer sich vor Wut. Sie ist es, die seit Jahren jede Minute ihrer Zeit in das Geschäft investiert und dafür so ziemlich alles andere vernachlässigt, doch als geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter hält ihre eigene Mutter sie für die denkbar schlechteste Nachfolgerin. In den alten Tagebüchern von Lady Morag stößt Shona schließlich auf einige brisante Informationen, die ihr bisheriges Leben in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen und ahnt dabei nicht, welche dunklen Intrigen gleichzeitig um ihre Familie gesponnen werden.

 

Meine Meinung

Mir fiel der Einstieg in die Geschichte zunächst ein wenig schwer, besonders weil zunächst noch nicht so viel spannendes passiert. Es gab viele Namen und Charaktere, die man sich merken musste, was mir persönlich für den Anfang fast ein wenig zu viel war, und so wirklich sympathisch war mir in den ersten Kapiteln irgendwie auch noch niemand. Besonders Lady Morags veraltete Ansichten haben sie in meinen Augen nicht gerade zu einer Sympathieträgerin gemacht, obgleich ich Shona und ihre Art dadurch nicht automatisch besonders mochte – Dafür fand ich sie dann selber ein wenig zu anstrengend.

Wirkliche Spannung kam bei mir erst ungefähr nach dem ersten Viertel der Geschichte auf, dann wollte ich aber auch wissen, wer der Drahtzieher hinter großen Intrige war. Die Informationen dazu wurden immer nur stückchenweise eingestreut, was einerseits die Auflösung hinauszögert und die Spannung dadurch ein wenig länger hoch hält, andererseits aber auch ein wenig nervig für mich war. Generell hatte ich teilweise das Gefühl, dass die Geschichte so ein wenig dahinplätschert und selbst die eigentlich dramatischen Ereignisse emotional nicht so ganz bei mir ankamen.

Shona als Protagonistin war dann zum Glück mal ein eher ungewöhnlicher Charakter – alleinerziehende Mutter, absolutes Arbeitstier und in einer Beziehung mit einer Frau, und das alles in einer Familie, die sehr fokussiert auf Traditionen und einen guten Ruf ist. Das macht sie an sich schon mal sehr interessant, nur ihre leicht jähzornige Art fand ich auf Dauer irgendwie ein wenig anstrengend.

Die Spannungen innerhalb der Familie sind ganz unterhaltsam zu lesen, auch wenn ich über manche Charaktere nur die Augen verdrehen konnte. Wer sich durch das Gefühlschaos von Shona kämpft und über ein paar kleine Längen hinwegkommt, der wird mit der Auflösung eines äußerst perfiden Plans belohnt, der durch wirklich niedere Beweggründe motiviert ist und mich am Ende tatsächlich ziemlich sprachlos gemacht hat.

 

Fazit

Auch wenn die Geschichte ein wenig braucht, bis sie an Fahrt aufnimmt, spätestens nach dem ersten Viertel wollte auch ich wissen, wer hinter der groß angekündigten Intrige steckt und welches Motiv derjenige hatte. Wer bereit ist, sich auf eine spannende Familiensaga mit einer ungewöhnlichen Protagonistin einzulassen, wird mit Das Erbe von Kincaid Hall einige ganz nette Lesestunden verbringen können.

Dafür gibt es von mir dreieinhalb Bücherstapel