Rezension

Regt zum Nachdenken an

Bis die Zeit verschwimmt - Svenja K. Buchner

Bis die Zeit verschwimmt
von Svenja K. Buchner

Bewertet mit 4 Sternen

An Helenes Schule gibt es einen Amoklauf. Ein junger Schüler erschießt dabei acht Jugendliche und sich selbst. Helenes beste Freundin Cassie stirbt ebenfalls. Für Helene ist dieses Erlebnis sehr schwer zu verstehen, geschweige denn zu verkraften. Sie kämpft mit Schuldgefühlen und Hilflosigkeit. Sie versucht verzweifelt eine Erklärung für diese Tat zu finden, doch der Amokläufer selbst ist ebenfalls Tod und kann ihr diese Antwort nicht mehr geben. Helene bleibt also nichts anderes übrig, als sich an die Familien von Opfern und Täter zu wenden um so eventuell endlich ihre erhoffte Antwort auf ein "wieso?" zu bekommen.
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Das Buch beginnt, als der Amoklauf bereits geschehen ist. Als Leser taucht man das erste mal bei Helenes Rückblick in die Geschichte ein. Das Kapitel danach spielt dann in der Gegenwart, in der die Sanitäter bereits dabei sind, den Schülern und den Opfern zu helfen. Es herrscht eine bedrückende Fassungslosigkeit ab der ersten Minute. Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend und leicht verständlich. Helenes Trauer ist durchgängig spürbar und so hofft man natürlich auch beim lesen, das sie ihre Antworten schnell bekommen wird. Im Verlauf gibt es immer wieder einige Einblicke in Helenes Gedanken an ihre Zeit mit Cassie. Manchmal kam ich in diese Gedanken etwas hineingestolpert, da diese Stellen nicht durch ein Kapitel voneinander getrennt werden sondern manchmal nur durch einen Absatz. 
Bei der Protagonistin wird sehr deutlich, das bei den Überlebenden ein schweres Trauma und große Schuldgefühle der Opfer wegen entstehen können. Helene versucht verzweifelt herauszubekommen, ob sie ihre Freundin Cassie vielleicht hätte retten können doch ihre Wahrnehmung an den Tathergang ist natürlich etwas verschwommen, schließlich ging einfach alles so unfassbar schnell. Sie will einfach nicht glauben, das die Opfer willkürlich gewählt waren und sucht nach zusammenhängen.
In Helenes Gedanken ist eine große Verwirrung zu erkennen. Sie hat Angst, Schuldgefühle, Wut, Trauer und Unverständnis. Damit stößt sie bei vielen auf Ablehnung weil sie verletzend wird. Es ist unfassbar ergreifend sie auf ihrem Weg aus der Trauer und dem verarbeiten eines großen Verlustes beizustehen.
Dieses Buch ist kein Action Krimi, sondern ein zartes Aufrufen einer sich hilflos fühlenden Protagonistin, die versucht mit einem schlimmen Erlebnis fertig zu werden. Empfehlenswert und zum nachdenken.