Rezension

Reportagen und Kurzgeschichten

Die tristen Tage von Coney Island -

Die tristen Tage von Coney Island
von Stephen Crane

Bewertet mit 3 Sternen

Stephen Crane starb bereits im Jahr 1900 mit nur 28 Jahren. Viel Zeit blieb ihm nicht, zu einem gefeierten Schriftsteller zu werden. Trotzdem war Ernest Hemingway von dem in Newark geborenen Sohn eines Methodistenpfarrers begeistert. Crane hat „ein abenteuerliches Leben geführt und sich dabei immer wieder über Konventionen und Sitten hinweggesetzt“, schrieb Wolfgang Hochbruck im Nachwort zu diesem Geschichtenband.

Der Pendragonverlag hat 13 Kurzgeschichten ausgewählt, um dem Leser einen Einblick in Cranes Werk zu geben. Vier von ihnen zeigen dabei deutlich den Kriegsberichterstatter. Auch die anderen Erzählungen wirken eher wie Reportagen.

Bei mir haben sie wenig Emotionen ausgelöst. Sie wirkten männlich abgeklärt auf mich. Dabei konnte Crane sich sehr gut ausdrücken und verbarg seine Ironie nicht. Leider verstand ich bei einigen Geschichten die Aussage nicht.
Positiv aufgefallen ist mir allerdings die genaue Beobachtungsgabe des Autors und der poetische Stil, der sich zum Beispiel in diesem Satz aus „Das blaue Hotel“ zeigt: „Der Wind griff sich die Worte von Scullys Lippen und verstreute sie weit übers Land“ (Seite 133).

Sehr gelungen fand ich Stephen Cranes eigene Geschichte, die er einmal als Reportage und einmal als Erzählung verarbeitet hat. Hier werden plötzlich Emotionen frei, hier spürt man als Leser die Verzweiflung der Schiffbrüchigen, für die das rettenden Ufer so weit entfernt ist. Für mich das Highlight des Buches, dessen Auswahl mich ansonsten nicht so recht überzeugen konnte.