Rezension

Rezension: Petra Schier - Das Haus in der Löwengasse

Das Haus in der Löwengasse - Petra Schier

Das Haus in der Löwengasse
von Petra Schier

Eigentlich lese ich recht selten historische Romane. Nicht, weil sie mich nicht interessieren, sondern eher, weil man ja doch schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, wenn ein Buch zu langweilig und trocken daher kam oder mich die Protagonisten überhaupt nicht angesprochen haben (wobei das natürlich auch bei anderen Genres passieren kann). Hier wurde ich wirklich überrascht. Denn Petra Schier hat nicht nur einen wirklich schönen Schreibstil, der wunderbar zur damaligen Zeit passt und sich außerdem flüssig lesen lässt und eine wunderbare Art, Szenen und Orte zu beschreiben. Sie schafft auch Protagonisten, die einem wirklich ans Herz wachsen und einen noch nach dem Lesen eine Weile beschäftigen.
Pauline ist eine gebildete und starke Persönlichkeit, auch wenn das anfangs noch gar nicht so scheint. Sie hat eine wahnsinnig große Entwicklung im Laufe der Geschichte durchgemacht, die mich wirklich beeindruckt hat. Ist sie anfangs noch ziemlich ängstlich, unsicher und versucht es, allen recht zu machen, ändert sich das schlagartig, als sie von Julius Reuther angestellt wird. Sie lernt es, sich zu behaupten und sich nicht alles gefallen zu lassen, auch wenn das damals für eine Frau gar nicht so leicht war. Kurze Rückblenden - meist in Form von Träumen - sorgen dafür, dass man erfährt, was Pauline vor ihrer Zeit in Köln zugestossen ist und warum sie anfangs so unsicher und recht ängstlich ist.
Julius Reuther ist ein toller Protagonist. Kein pflegeleichter Mensch, denn er ist sehr verschlossen, mürrisch und meist schlecht gelaunt, taut aber so nach und nach immer mehr auf. Julius hat - ebenso wie Pauline - schlechte Erfahrungen gemacht und auch jetzt werden ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt, die am Ende für eine kleine Überraschung sorgen.
Nicht nur diese beiden Hauptcharaktere sind wirklich liebenswert und besitzen die nötige Tiefe, ebenso ist es auch bei den Nebenprotagonisten, ganz besonders bei Pauline´s Freundin Frieda, die mich doch positiv überraschen konnte.
Ich fand es wirklich schade, als das Buch fertig gelesen war, denn ich hatte mich so wohl in der Geschichte und mit den Charakteren gefühlt, dass ich gerne noch eine Weile dort verweilt hätte.
Auch die Geflogenheiten der damaligen Zeit wurden sehr gut beschrieben und gerade die Rolle der Frau hat man hier sehr gut kennengelernt, ebenso welche Rolle richtige Liebe überhaupt gespielt hat.
Fazit:
Ein wunderbarer historischer Liebesroman, der mich mit wunderbaren Charakteren, einem schönen Schreibstil und viel Gefühl - ohne jedoch kitschig zu werden - absolut überzeugen konnte, doch wieder mehr in diese Richtung zu lesen. Ich bin schon sehr auf den nächsten historischen Roman von Petra Schier gespannt.
Ich vergebe 5 von 5 Punkten!