Rezension

Eine fesselnde Story mit tollen Persönlichkeiten, die nicht zum Kaffee oder Tee einlädt, es sei denn ihr wollt ihn kalt trinken.

Das Haus in der Löwengasse - Petra Schier

Das Haus in der Löwengasse
von Petra Schier

Wo soll ich da nur anfangen. Kaum zu glauben, aber das Buch hat gerade mal von 21:00 Uhr des 28.12.2012 bis 03:46 Uhr des 29.12.2012 gereicht.  Komplett durchgelesen. Die ganze Nacht. Immerzu, wenn ich dachte, so nun aber Augen zu, las ich weiter, weil die Absätze einfach dazu einluden. Es ließ mich nicht los und hielt mich mit seiner Story gefangen. Aber nicht nur das faszinierte mich.
Wie ihr ja wisst, bin ich niemand, der groß in "meiner Meinung" eine Zusammenfassung gibt. Auch dieses Mal werde ich großzügig darauf verzichten. Denn wieso soll ich euch alles erneut zusammenfassen? Ihr sollt dieses Buch ja schlußendlich selbst lesen und nicht von mir erzählen lassen.
Am Anfang denkt man sich noch, okay, das baut sich wirklich langsam auf. Schon hier hielt mich der Schreibstil gefesselt, das mich alles andere nur noch ablenkte und störte. Fesselnd, flüssig, leicht zu folgen. Frau Schier hat ein wirklich tolles Talent romantische historische Romane zu schreiben, die alle starke Frauen und starke Gefühle beinhalten. Dennoch ist nicht jedes Buch das gleiche und die Geschichten und Persönlichkeiten wiederholen sich nicht. 
Hier entwickelt sich Pauline mit jeder Seite mehr. Teilweise in ihren Leben naiv und blauäugig, erfährt sie das schlimme Los einer Frau, das zu dieser Zeit den Abstieg in der Gesellschaft bedeuten konnte. Missbraucht und verleumdet, ausgenutzt und erpresst. Dennoch rappelt sie sich auf und ergreift eine Chance nach der anderen, um in der Gesellschaft zu bleiben. Dabei bleibt nicht aus, das sie wieder von ganz unten anfangen muss.
Ich mag diese Figur. Stark, persönlich, frech, liebenswürdig, schlagfertig und unglaublich willensstark. Wirklich bewunderswert.
Dabei darf man natürlich Julius nicht vergessen. Irgendwie vergöttere ich ihn geradezu, denn welche Frau wünscht sich nicht solch prickelnde Szenen mit einem Mann. Erst ein wirklich unnahbarer Mann, den man entblättern muss, um mich mal gezielt auszudrücken. Gut gelungen ist hier der Autorin, seinen wahren Gedanken nicht zu zeigen. Man weiß nicht, das Pauline ihm schon bei der ersten Begegnung aufgefallen ist. Er versteckt sich hinter einer altzu ruppigen Art, die einem aber reizt, zu durchschauen. Zu oft habe ich mir gewünscht, weg Pauline, ich steh ihm jetzt gegenüber, ich führe dieses knisternde Gepräch.  So gelungen ist Petra Schier die Begegnungen.
Auch immerzu das Bedürfnis zu haben, Pauline als "dumme Kuh" zu beschimpfen, weil sie ihre Chance aufs Glücklichsein nicht ergriff. Julius ist hier wirklich ein wahrer Gentlemen, der Frauen respektiert und ihnen ihren Freiraum lässt. Im 19. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit. 
Anschaulich darf man auch die Kulisse nennen. Das 19. Jahrhundert mit seinen Tugenden und Sünden, seinem Leben vom Auf- und Abstieg in der Gesellschaft, kommt hier ausgezeichnet rüber. Man darf erleben, wie sich das Leben anfühlt, wie schwer es damals schon war, aufzusteigen und auch dort oben zu bleiben. Man fiel immer schnell nach unten, wie eigentlich auch heute noch. Sehr schön finde ich auch, wenn Autoren es schaffen, Parallelen zu anderen ihrer Romane zu schaffen. Die Familie Burka am alten Markt taucht auch hier auf und bildet eine schöne nicht aufdringliche Verbindung. Man denkt nur, ach die kenn ich doch, und entwickelt noch mehr persönliche Bindungen zum Buch.
Das Cover möchte ich natürlich auch nicht unerwähnt lassen. WUNDERSCHÖN.  Wirklich äußerst passend.