Rezension

Schöner historischer Roman

Das Haus in der Löwengasse - Petra Schier

Das Haus in der Löwengasse
von Petra Schier

Bewertet mit 5 Sternen

Pauline Schmitz arbeitet als Gouvernante in einem Bonner Haushalt. Als der Hausherr zudringlich wird und Pauline das nicht dulden will, steht sie von jetzt auf gleich auf der Straße. Ohne Referenzen eine neue Stellung zu finden ist fast unmöglich. Mehr durch Zufall wird sie in einem Kölner Haushalt als Magd angestellt, eine schwere Arbeit, die Pauline nur mit äußerster Anstrengung erfüllen kann. Der Fabrikant Julius Reuther, ein Witwer mit zwei minderjährigen Kindern, der mit der Familie, bei der Pauline arbeitet, gesellschaftlich verkehrt, erkennt, dass in ihr viel mehr steckt und engagiert sie als Gouvernante für seinen Haushalt. Pauline fügt sich sehr gut dort ein und es entstehen romantische Gefühle zwischen ihr und Julius. Da Julius allerdings berufliche Probleme und Geldsorgen hat, wäre für ihn eine Verbindung mit einer hohen Mitgift vernünftiger.

Petra Schier, die sonst vor allem für ihre Romane aus dem Mittelalter bekannt ist, hat sich hier ins 19. Jahrhundert gewagt – und dieses Experiment ist wunderbar gelungen. Mit ihrer schönen, sehr bildhaften Sprache hat sie einen Liebesroman geschrieben, der in keinem Moment kitschig ist sondern sogar sehr spannend. Gleichzeitig und gut recherchiert zeigt sie auf, wie die Gesellschaft zu jener Zeit funktioniert hat und welchen Mutes es bedurfte, gesellschaftlichen Konventionen zu widerstehen.

Nicht nur die Örtlichkeiten, wie z. B. das Köln des 19. Jahrhunderts, auch die Charaktere werden, bis in die kleinste Nebenrolle, dermaßen plastisch beschrieben, dass man sie vor dem inneren Auge lebendig werden sieht, dazu trägt sicher auch bei, dass die Autorin sehr detailreich erzählt und auch die Gedanken und Emotionen immer nachvollziehbar formuliert.

Wunderschön fand ich auch, dass die Familie Burka auch im 19. Jahrhundert noch ihre Apotheke am Alter Markt hat – eine herrliche Anspielung auf Petra Schiers Adelina-Romane.

Diesen Roman kann ich uneingeschränkt empfehlen und hoffe auf weitere Romane aus Petra Schiers Feder, die im 19. Jahrhundert angesiedelt sind.