Rezension

Rezension zu Gangsterblues

Gangsterblues - Joe Bausch

Gangsterblues
von Joe Bausch

Bewertet mit 4 Sternen

Auch Mörder, Dealer, Vergewaltiger und andere Schwerverbrecher haben eine Vergangenheit und haben durch die meist lange Haftzeit sehr viel Zeit sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen. Sie fassen zu Joe Bausch, ihrem Arzt in der Justizvollzugsanstalt vertrauen und erzählen ihm ihre Geschichten.

 

Gangsterblues – Harte Geschichten von Joe Bausch

 

Joe Bausch, Arzt in einer Justizvollzugsanstalt und Tatort-Schauspieler, erzählt in diesem Buch die Geschichten, die ihm vor allem Insassen anvertraut wurden. Unaufgeregt, in ruhigen Worten und ohne Effekthascherei gibt er diese wieder, was mir ausgesprochen gut gefallen hat und sich gut und flüssig lesen ließ. Aus Opfer- und Täterschutz wurden die Geschichten und Personen natürlich verfremdet und anonymisiert.

 

Die Geschichten selbst, können laut Bausch, auch schon mal ein wenig von den Insassen ausgeschmückt werden um sich „besser“ darzustellen, können aber auch schonungslos ehrlich sein. Dabei glaubt Bausch nicht sofort jede der Geschichten, hört aber immer aufmerksam zu und forscht nach. Dabei wahrt er trotz dieser vertraulichen Gespräche immer eine gewisse Distanz, die als Arzt in einer Justizvollzugsanstalt auch zwingend erforderlich ist.

 

Die einzelnen Geschichten lösen ganz unterschiedliche Reaktionen beim Lesen bei mir hervor. Teils schockieren sie, machen fassungslos, können aber bedrückend sein oder regen zum Nachdenken an. Denn die Bandbreite der Erzählungen reicht von unschuldig verurteilt bis schwerer Vergewaltigung, Mord, den Phantasien und Taten eines Psychopathen und dem Sterben hinter Gittern, und zeigen auch schon mal die Schwächen im deutschen Justiz- und Vollzugssystem und in der Gesellschaft auf.

 

Mein Fazit:

Ein wirklich interessantes und lesenswertes Buch, das mir einen Einblick in das Leben von Tätern gewährte und dabei ganz unterschiedliche Reaktionen hervorrief.