Rezension

Rivalinnen

Spielball des Schicksals - Nora Berger

Spielball des Schicksals
von Nora Berger

Bewertet mit 2 Sternen

Der Autor Alexander von Waldheim findet bei der Durchsicht des elterlichen Nachlasses das Tagebuch seiner Ururgroßmutter Camilla. Schon kurz, nachdem er sich eingelesen hat, steht für ihn fest, dass er diese Geschichte für seinen nächsten Roman verwerten möchte, denn die Vergangenheit seine Ahnin Camilla und Tessa, der Geliebten von Camillas Vater, fasziniert ihn sehr. Alexander will so viel wie möglich herausfinden über die Feindschaft zwischen den beiden doch sehr unterschiedlichen Frauen. So verliert er sich in den Aufzeichnungen und gerät immer tiefer in die damalige Zeit und das Schicksal von Tessa und Camilla vor…

Nora Berger hat mit ihrem Buch „Spielball des Schicksals“ einen unterhaltsamen teils historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser schnell mit in die Handlung hinein. Die Geschichte wird aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, zum einen erlebt der Leser Alexander bei seinen Recherchen in der Gegenwart, zum anderen darf er in das Jahr 1862 reisen, um dort Camilla und Tessa und deren Leben kennenzulernen und wie sich ihre Wege immer wieder kreuzen. Dabei ist sehr gut zu beobachten, wie sehr das Leben der beiden von Eifersucht, Neid, Liebe und der Suche nach Anerkennung geprägt ist. Durch die Perspektivwechsel, bei der der gegenwärtige Teil leider viel zu kurz kommt, wird die Spannung innerhalb der Handlung gut gehalten. Jedoch vermag es die Autorin nicht, den Leser dauerhaft zu fesseln, zu sehr wirken einige Dinge konstruiert, wenig glaubhaft und überzogen. Die Schilderungen an der damaligen Berliner Charité dagegen wirken sehr real und lassen die Zustände an dem Krankenhaus vor dem inneren Auge lebendig werden.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und mit Leben versehen. Sie besitzen individuelle Eigenschaften und wirken dadurch real. Ihnen fehlt es allerdings deutlich an Gefühl, so dass der Leser eher distanziert auf sie schaut und keine richtige Bindung mit ihnen aufbauen kann. Camilla ist eine Frau, die schon als junges Mädchen einiges verkraften musste. Spätestens seit dem Tod ihrer Schwester ist sie auf sich allein gestellt, muss sich alles hart erkämpfen und sich jedem Ungemach ohne Hilfe stellen. Sie wirkt trotz allem recht naiv, lässt sich einiges vorgaukeln. Tief in ihr drin hegt sie einen alten Groll, der sie immer wieder antreibt, vorwärts zu gehen. Tessa ist Camillas Stiefmutter. Sie wirkt sehr ichbezogen und selbstsüchtig, immer auf ihren Vorteil bedacht. Tessa versucht, sich in Paris den Traum von einem eigenen Theater zu erfüllen, dabei zeigt sie ihre harte Seite und ihre Energie. Trotz allem ist sie nicht wirklich ein Sympathieträger, denn sie hat in der Vergangenheit großen Einfluss auf das Leben von Camilla genommen.

„Spielball des Schicksals“ ist ein historischer Roman, der die Themen Eifersucht, Liebe, Krieg und Familie in sich vereint und auch kriminalistische Elemente aufweist. Leider ist die Geschichte oftmals überzogen und unglaubwürdig, weshalb sie ins Mittelfeld abrutscht und mit den nicht gerade sympathischen Charakteren eher als Massenware durchgeht. Als Lückenfüller noch vertretbar.