Rezension

Roadtrip zu sich selbst

Nach oben führt auch ein Weg hinab - April Wynter

Nach oben führt auch ein Weg hinab
von April Wynter

Bewertet mit 4 Sternen

Maddy ist verzweifelt: sie ist durchs Abi gefallen, hat keinen Ausbildungsplatz gefunden und sowohl sie selber als auch ihre Mutter und Großeltern sehen sie generell eher als Versagerin. Jetzt soll sie den Sommer bei ihrem Vater in Kanada verbringen, den sie schon einige Jahre nicht mehr gesehen hat. Als ihr ein Job als Influencerin angeboten wird, wittert sie endlich ihre Chance. Ein Roadtrip durch die Rocky Mountains soll ihre Followerzahl pushen. Blöd nur, dass sie dabei ihren Großvater im Schlepptau hat, der auch noch zusätzlich im Rollstuhl sitzt. 

Anfangs war mir Maddy ziemlich unsympathisch, weil sie allem und jedem gegenüber super negativ eingestellt war und außerdem ziemlich überheblich und egoistisch wirkte. Sie hat einiges gedacht/ gesagt oder geplant, was für mich erstmal gar nicht ging. Im Verlauf des Buches macht sie eine riesen Entwicklung durch, ihre Einstellung verändert sich zunehmend und ihr geht das ein oder andere Licht auf. Dennoch verhält sie sich auch weiterhin manchmal ziemlich blauäugig und naiv, was doch den Puls öfter mal in die Höhe schnellen ließ. 

Es ist eine Geschichte über die Höhen und Tiefen sowie den Druck der Sozialen Medien. Vieles ist mehr Schein als Sein und manche Influencer sind bereit für den perfekten Shot einiges zu tun und das ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht aber auch um Unterschiede zwischen verschiedenen Generationen. Für Maddy dreht sich nahezu alles um Instagram, ihre Likes und die Anzahl ihrer Follower. Ohne ihr Handy geht nichts und sie lebt nicht im Augenblick, sondern ist ständig auf der Suche nach der perfekten Location für ihre nächsten Bilder. Im Gegensatz dazu steht ihr Großvater, der seine Fotos noch analog macht und jedes davon auch zu schätzen weiß. Er genießt die Natur und die Zeit mit seiner Enkelin. Das Miteinander der beiden hat mir sehr gut gefallen. Stan (also der Großvater) hat immer einen klugen Spruch auf Lager und wird auch nie müde, diesen zu teilen. 

Außerdem mochte ich auch die Roadtrip-Idee, denn für Geschichten über Reisen bin ich immer zu haben. Die beiden besuchen einige wunderschöne View-Points, fahren durch atemraubende Landschaften, treffen interessante Menschen und haben eine unvergessliche Zeit zusammen - auch wenn das Ganze arg von Maddys eigentlichen Vorstellungen von ihrem Aufenthalt in den Rocky Mountains abweicht.

"Nach oben führt auch ein Weg hinab" beschreibt, was im Leben wirklich wichtig ist. Es geht um Freundschaft, Familie, das Leben im Hier und Jetzt und die Suche nach sich selbst. Dabei hält es einige wichtige Botschaften für uns Leser bereit.