Rezension

Rot steht für Laaaaaaaaaaaangeweile

Die Geächteten - Hillary Jordan

Die Geächteten
von Hillary Jordan

Bewertet mit 2.5 Sternen

Was für eine faszinierende Idee! Im Amerika der nahen Zukunft werden nur noch die richtig, richtig, richtig bösartigen Kriminellen eingesperrt, allen anderen wird nach kurzer Haft die Pigmente gefärbt: Gelb für Diebstahl/Raub, Blau für Kinderschänder (wobei man sich fragen darf, warum die wieder rausgelassen werden), Rot für Mörder. Als Mörder gilt auch, wer abtreibt, und so findet sich Hannah unvermutet in einer Zelle wieder und mit einer exorbitant hohen Strafe versehen, weil sie sich weigert, sowohl den Kindesvater anzugeben als auch denjenigen, der die Abtreibung vorgenommen hatte. Sie ist jetzt von Kopf bis Fuß strahlend rot, eine "Verchromte", und als solche völlig rechtlos. Jeder darf sie schlagen, vergewaltigen, töten. (Wobei ich mir da dachte, dass dann ja jeder bald ganz in Rot herumlaufen müsste.)

Wie auch immer: Hannah stammt aus einer sehr religiösen Familie. Überhaupt ist Amerika so dermaßen religiös geworden, dass sie im Vergleich dazu jetzt geradezu heidnisch dastehen. Die Frau ist dem Manne untertan und schon allein deshalb gibt es einen regelrechten Aufschrei, als Hannah ehelos schwanger wird und sich dabei erwischen lässt, das Kind abzutreiben. Ihre Mutter verstößt sie, ihre Schwester wird von einem tyrannischen Ehemann terrorisiert und traut sich nicht, Hannah zu unterstützen. Ihr Vater ist noch immer auf ihrer Seite, aber zu hilflos, um ihr zu helfen. Er bringt sie in einem Zentrum für kriminelle Frauen unter, in dem sie und die anderen verchromten Frauen religiös und fanatisch unterdrückt werden. Psychische Gewalt ist an der Tagesordnung. Irgendwann hält es Hannah nicht mehr aus und flieht geradezu aus dieser Einrichtung, entgeht nur knapp Vergewaltigung und brutalen Angriffen, bis sie auf eine Gruppe Menschen trifft, die sich gegen das System der Verchromung stellen. Plötzlich ist da die Hoffnung, dass sie wieder sie selbst sein kann ...

Eigentlich finde ich das Grundgerüst des Buches wirklich gut. Offensichtlich soll es eine Gesellschaftskritik sein, aber immer wieder ertappte ich mich dabei, dass mir die Augen zuklappten. Natürlich ist mir bewusst, dass viel religöse Dinge in ein Buch einfließen müssen, um zu zeigen, wie verbohrt und verblendet die Menschen sind, aber war es wirklich notwendig, ständig über viele, viele Seiten Monologe über Gott und ... nein, nicht die Welt zu halten? Das ist auch das größte Problem des Buches: Viel zu viele innere Monologe, Rückblenden, Gedanken der Protagonistin. Auf Dauer passierte zu wenig, um in irgendeiner Form zu fesseln, zumal auf der einen Seite religiöser Fanatismus zwar angeprangert wird, aber gleichzeitig ständig der Zeigefinger in Bezug auf christliche Werte erhoben wurde.

Fazit: Es hätte ein gutes Buch werden können, so jedoch verliert sich die Spannung in endlosem Gedankenwirrwar.

Kommentare

Cthulhu kommentierte am 31. März 2014 um 10:09

"Blau für Kinderschänder (wobei man sich fragen darf, warum die wieder rausgelassen werden)" - Entgegen dem Wunsch vieler Menschen, dass solche Verbrecher für immer weggesperrt werden, sieht die Realität nun mal anders aus. Du erwartest also, dass Kinderschänder nicht wieder freigelassen werden und kritisierst den Punkt dann, weil es im Buch nicht so ist, obwohl es der Realität entspricht. Sehr seltsam.

"Jeder darf sie schlagen, vergewaltigen, töten. (Wobei ich mir da dachte, dass dann ja jeder bald ganz in Rot herumlaufen müsste.)"
 - Warum fragst du dich das? Verchromte haben ja keine Rechte mehr. Es ist nicht strafbar, Verchromte zu töten. Du hast also ganz klar das Prinzip nicht verstanden...